Autofahren nach einer OP: Fahrverbote und ärztliche Empfehlungen
Wann Patienten nach einer OP wieder Auto fahren dürfen, hängt im Wesentlichen davon ab, was bei ihnen operiert wurde. Der Gesetzgeber spricht diesbezüglich kein generelles Fahrverbot aus. Einzige Voraussetzung ist, dass der Betroffene zu 100 % fahrtauglich ist. Was Sie über das Autofahren nach einer Operation wissen müssen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Rechtliches zum Thema Autofahren nach Operationen
Patienten, die sich operieren lassen müssen, möchten natürlich wissen, wie sie später von der Klinik nach Hause kommen. Und wie lange sie nach der Operation auf ihr Fahrzeug verzichten müssen. Operative Eingriffe werden unter örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) oder Vollnarkose beziehungsweise Dämmerschlaf vorgenommen. Das verabreichte Betäubungsmittel stellt sie während der OP ruhig und sorgt dafür, dass sie keine Schmerzen empfinden. Nach dem Nachlassen der Betäubung befindet sich allerdings immer noch eine bestimmte Menge des Wirkstoffs in ihrem Körper. Der Patient ist dann zwar bei Bewusstsein, aber noch benommen und schläfrig. Seine Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit sind mehr oder weniger stark eingeschränkt.
Auch der Eingriff selbst ist für den menschlichen Körper anstrengend und muss erst langsam verkraftet werden. Generell gilt für das Autofahren nach einer OP Folgendes: Es gibt keine gesetzliche Bestimmung, ab wann jemand nach seiner Operation sein Fahrzeug wieder benutzen darf. Stattdessen existieren Vorschriften, was im Fall einer nicht gegebenen Fahrtauglichkeit passieren soll. Diese beziehen sich auf die geistigen und körperlichen Fähigkeiten, das Fahrzeug sicher zu führen.
Steigen Sie gleich nach einer Operation in Ihr Auto, laufen Sie Gefahr, einen Unfall zu verursachen. § 315c des Strafgesetzbuches (StGB) sieht für das Autofahren ohne vollumfängliche Fahrtauglichkeit eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von maximal fünf Jahren vor. Das Bußgeld wird entsprechend den Bußgeldbestimmungen der Fahrerlaubnisverordnung (FeV) verhängt. Erleiden Sie nach einer OP im Straßenverkehr einen Unfall, erwarten Sie darüber hinaus Probleme mit Ihrer Autoversicherung. Der Schadensfall wird in einem Gutachten dokumentiert und bewertet.
Stellt man dabei fest, dass Sie Ihr Fahrzeug sofort nach der Operation benutzt haben, gilt das als Fahren unter Drogeneinfluss. Und dies ist für Kfz-Versicherer Fahrlässigkeit oder sogar grobe Fahrlässigkeit. Manche von ihnen weigern sich dann, die Schadensregulierung zu übernehmen. Andere führen die Regulierung der bei anderen Unfallbeteiligten entstandenen Schäden zwar durch, belasten aber den Verursacher mit den gesamten Kosten.
Grobe Fahrlässigkeit liegt beispielsweise vor, wenn Sie sich trotz ärztlicher Warnungen hinters Steuer setzen und dann einen Unfall herbeiführen. Einige Versicherungsunternehmen weigern sich sogar, die Zahlungen zu übernehmen, wenn der operierte Autofahrer am Unfall nicht schuld ist.
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Ärztliche Empfehlungen zum Fahren nach Operationen
Planen Sie einen stationär durchgeführten operativen Eingriff, sollten Sie zuvor mit Ihrem Arzt abklären, wie lange Sie danach Ihr Fahrzeug nicht benutzen können. Mediziner sind verpflichtet, ihre Patienten über die Nachwirkungen von Narkose und örtlicher Betäubung und über mögliche körperliche Einschränkungen nach der OP zu informieren. Wurde diese ambulant und unter örtlicher Betäubung vorgenommen, gilt normalerweise ein 24-stündiger Verzicht auf das Autofahren. Das ist die Zeit, die der menschliche Körper benötigt, um das Betäubungsmittel und/oder Schmerzmittel abzubauen.
Beachten Sie aber bitte, dass jeder Mensch auf Medikamente anders reagiert. Daher ist eine pauschale Aussage über den Zeitpunkt des ersten Autofahrens nach der OP nicht möglich. Nach einer größeren Operation unter Vollnarkose dürfen Sie sogar noch länger nicht Auto fahren. Wird der Eingriff unter ambulanter Vollnarkose vorgenommen, stehen Sie danach noch einige Stunden unter ärztlicher Beobachtung. Lässt die Wirkung des Narkosemittels nach, sind Sie jedoch immer noch nicht imstande, mit dem Auto oder ohne Begleitung in den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause zu fahren. Daher raten Mediziner, sich nach der OP von Angehörigen abholen zu lassen oder ein Taxi zu nehmen.
Neben diesen allgemeinen Empfehlungen zum Autofahren nach einer Vollnarkose oder Autofahren nach örtlicher Betäubung gilt noch Folgendes: Bei einer örtlichen Betäubung kommt es darauf an, wo die Injektion gesetzt wurde. Dann davon ist abhängig, welche Körperfunktionen beeinflusst werden. Zur Bestimmung der Dauer des Fahrverbots ist es außerdem wichtig, was operiert werden muss, wie umfangreich der chirurgische Eingriff ist und wie lange der Heilungsprozess im Normalfall andauert.
Autofahren nach OP am offenen Herzen
Operationen am offenen Herzen werden beispielsweise zum Legen eines Bypasses durchgeführt. Bei dieser Überbrückung einer Gefäßengstelle handelt es sich mitunter um eine schwierige Operation, die eine längere Genesung erfordert. Sie müssen nach der OP noch einige Tage in der Klinik bleiben und benötigen später eine Reha-Maßnahme.
Auto fahren nach der OP am offenen Herzen dürfen Sie erst, wenn sich Ihr Körper völlig von den Strapazen der Operation erholt hat. Weil es juristisch wie bei anderen Eingriffen keinen konkreten Zeitraum gibt, der eingehalten werden muss, orientieren sich die Gerichte oft an der fachlichen Meinung der Verkehrsmediziner. Die Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahrereignung ordnen Patienten mit koronaren Bypass-Operationen zwei Gruppen zu.
1. Patienten mit einem leichteren Eingriff sind voraussichtlich in zwei bis vier Wochen wieder fahrtüchtig. Vorausgesetzt, der Heilungsprozess verläuft normal.
2. Bei Bypass-Patienten mit schwierigerer Operation ist der Genesungsprozess oft erst nach drei Monaten abgeschlossen. Erst dann ist das Sternum des Operierten völlig stabil, sodass das Fahrzeug benutzt werden kann.
Autofahren nach OP am Knie
Auch Eingriffe am Kniegelenk können Ihre Fahrtauglichkeit im Straßenverkehr herabsetzen. Haben Sie bei einem Unfall einen Kreuzbandriss erlitten, ist Ihre Mobilität erst nach einem chirurgischen Eingriff wiederhergestellt. Das am Knie befindliche Kreuzband ist die Verbindung zwischen Ober- und Unterschenkel und die Voraussetzung dafür, dass Sie laufen können. Damit es nach der OP gut zusammenwächst und sich mit Muskeln und Knochen verbindet, erhalten Sie zur Stabilisierung Ihres Kniegelenks eine Beinschiene. Diese Orthese beeinträchtigt allerdings die Bewegung Ihres Beins.
Auto fahren können Sie nach Ihrer Kreuzband OP erst, wenn Sie mit Ihrem operierten Bein Kupplung, Gas- oder Bremspedal ungehindert, schnell und mit genügend Kraft betätigen können. Wann dieser Zeitpunkt gekommen ist, teilt Ihnen Ihr Orthopäde rechtzeitig mit.
Haben Sie ein Fahrzeug mit Automatikgetriebe und wurden Sie am linken Knie operiert, dürfen Sie trotz Orthese autofahren. Vorausgesetzt, Sie stehen nicht unter dem Einfluss eines Schmerzmedikaments. Mediziner und Kfz-Versicherer befürworten meist ein vier- bis sechswöchiges Fahrverbot. Entscheidend ist jedoch auch bei dieser Operation der individuelle Heilungsverlauf. Und dass die Orthese Ihre Bewegungsfreiheit nicht einschränkt.
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Autofahren nach Brustvergrößerung
Frauen, die unter ihrem flachen Busen leiden, lassen sich mitunter die Brüste mit Implantaten vergrößern. Nach der Operation sind die Arme der Patientin eine längere Zeit in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt. Der Wundschmerz lässt einige Tage später nach, aber das Spannungsgefühl in den Brüsten hält oft noch vier bis sechs Wochen lang an. Auch nach dieser Operation gilt: Setzen Sie sich erst in Ihr Auto, wenn Sie die Arme wieder richtig bewegen können und keine Schmerzmittel mehr benötigen. Ärzte empfehlen nach der Brust OP einen zwei- bis dreiwöchigen Verzicht aufs Autofahren.
Autofahren nach Grauer Star OP
Haben Sie eine Katarakt-Operation hinter sich, müssen Sie danach einen Verband tragen. Sie sehen die ersten zwei Tage nach dem Eingriff verschwommen, weil sich das Gehirn und das operierte Auge erst an die neue Sehfähigkeit gewöhnen müssen. Nach der Implantation der künstlichen Linse dauert es noch ungefähr einen Monat, bis die Wunde verheilt und Ihr Sehvermögen vollständig wiederhergestellt ist.
Erst dann dürfen Sie nach Ihrer Augen OP wieder Auto fahren. Um sicher zu sein, wann genau Sie nach Ihrer Grauen Star Operation wieder Auto fahren können, fragen Sie am besten Ihren Augenarzt.
Autofahren nach Beckenbruch
Wie lange die Heilungsdauer eines Beckenbruchs ist, hängt unter anderem davon ab, wo sich die Verletzung befindet und wie umfangreich sie ist. Schlimmstenfalls ist der Patient danach längere Zeit bettlägerig. Andere Kranke können sich bereits einige Tage nach ihrer Beckenbruch-OP im Rollstuhl fortbewegen. Aufgrund ihrer starken Schmerzen benötigen die Patienten bis zu sechs Wochen lang täglich Schmerzmedikamente.
Der Heilungsprozess setzt im Allgemeinen etwa vier Wochen nach dem chirurgischen Eingriff ein. Mediziner unterteilen die meist als Unfallfolge auftretenden Beckenbrüche in drei Typen.
Typ A bedarf keiner OP, weil der Knochen lediglich Risse aufweist.
Bei Typ B ist das Vorderteil des Beckens gebrochen, sodass es instabil wird.
Beckenbrüche des Typs C müssen ebenfalls operiert werden, weil bei ihnen vorderer und hinterer Beckenring beschädigt sind.
Hatten Sie einen Typ B oder C Beckenbruch, können Sie frühestens drei Monate nach Ihrer Beckenbruch OP wieder Auto fahren. Diese komplizierteren Brüche benötigen ein bis zwei Monate, bis sie vollständig geheilt sind. Während dieser Zeit erhalten Sie eine mehrwöchige ambulante oder stationäre Reha-Maßnahme. Außerdem laufen Sie bis zu Ihrer Genesung mit einer Gehhilfe. Leiden Sie an Osteoporose, kann diese die Heilung hinauszögern.
Die meisten Patienten haben trotz normal verlaufender Heilung noch lange Schmerzen und nehmen Schmerzmittel ein.
Autofahren nach Hallux OP
Als Hallux valgus bezeichnet der Mediziner eine Fehlstellung der großen Zehen (Ballenzeh). Die meist weiblichen Patienten haben Probleme mit dem Laufen und Schmerzen. Daher raten Ärzte zu einer Hallux OP. Beim Ballenzeh drückt der herausragende Zehballen gegen den Schuh, während seine Spitze in Richtung der anderen Zehen verschoben ist. Nach Ihrer Hallux-Operation erhalten Sie für die nächsten vier bis sechs Wochen einen speziellen Entlastungsschuh, damit Sie wieder normal laufen können. Er hat eine starre Sohle und sorgt für eine Verlagerung des Körpergewichts auf die Ferse. Infolge des verhinderten Abrollvorgangs verläuft der Heilungsprozess ungestört.
Eine medizinische Studie der Universität Innsbruck (Österreich) ergab, dass Patienten vier bis sechs Wochen nach der Hallux OP nicht Auto fahren sollten. Die an der Untersuchung teilnehmenden 42 Patienten hatten eine Hallux OP hinter sich und trugen orthopädische Schuhe. Die Forscher stoppten in einem Fahrsimulator die Bremsreaktionszeit am Tag vor dem Eingriff mit normalem Schuhwerk und zwei beziehungsweise sechs Wochen danach mit einem Vorderfußentlastungsschuh oder Hallux-valgus-Schuh. Die Versuchsteilnehmer traten auf ein Lichtsignal hin vom Gaspedal auf die Bremse. Vor der OP kamen sie auf durchschnittlich 712 Millisekunden. Mit orthopädischen Schuhen brauchten sie deutlich länger (800 und 841 Millisekunden).
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Fahrverbot nach Hirnoperation
Haben Sie sich einen Gehirntumor entfernen lassen, dürfen Sie mindestens drei Monate nach dem Eingriff nicht Auto fahren. Der Grund: Derartige Operationen sind mit einer wesentlich längeren Heilungsdauer und einem erhöhten Risiko für epileptische Anfälle verbunden. Treten diese bei Ihnen auf, müssen Sie sich außerdem einem Fahrtauglichkeitstest durch einen Neurologen unterziehen.
Autofahren nach Schulteroperation
Operationen am Schultergelenk können ebenfalls mit langwierigen Heilungsprozessen einhergehen. Haben Sie sich den Arm ausgekugelt, bedeutet das, dass Ihr Oberarmkopf aus der Gelenkpfanne gesprungen ist (Luxation). Kam es dabei zu Schäden an der Rotatorenmanschette oder zu Läsionen am Gelenkknorpel, kann nur ein operativer Eingriff Ihr Schultergelenk langfristig stabilisieren. Die Rotatorenmanschette besteht aus Sehnen und Muskeln und hat die Aufgabe, den Oberarmknochen im Schultergelenk zu halten, sodass Sie Ihren Arm bewegen können. Risse in der Rotatorenmanschette sind meist Folge eines Unfalls oder von altersbedingtem Verschleiß (Schultergelenksarthrose).
Nach Ihrer Schulteroperation sollten Sie vorsichtshalber vier bis sechs Wochen lang nicht Auto fahren. Denn so lange benötigt Ihr Schultergelenk, bis es wieder uneingeschränkt belastbar ist. Und Sie Ihre Arme wie gewohnt bewegen können. Auch die nach dem Eingriff auftretenden Schmerzen im Schulterbereich und die Einnahme von Schmerzmitteln machen einen Verzicht aufs Autofahren während dieser Zeit unabdingbar. Steigen Sie als Beifahrer in Ihr Fahrzeug, empfiehlt es sich, beim Anschnallen besonders vorsichtig zu sein.