Dekubitus im Krankenhaus: Recht und Konsequenzen
Wer viel Zeit im Bett verbringen muss oder Bekannte hat, die viel im Bett liegen müssen, kennt das Problem vielleicht: Nach einer Zeit hat man sich wundgelegen. Diese Erkrankung wird medizinisch als Dekubitus bezeichnet.
Ein Dekubitus ist sehr unangenehm für den Betroffenen und kann auch sehr ernste Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen haben. Umso schlimmer ist es, wenn man im Krankenhaus von einem Dekubitus betroffen ist.
Wir erklären Ihnen, welche Rechte Sie haben, wenn Sie durch einen Behandlungsfehler im Krankenhaus unter einem Dekubitus leiden.
Was ist ein Dekubitus?
Unter einem Dekubitus versteht man ein örtliches Absterben der Haut und manchmal auch des darunter liegenden Gewebes. Ein Dekubitus entsteht infolge einer Druckbelastung oder einer Reibung, die zu einer Minderversorgung des Areals mit sauerstoff- und nährreichem Blut führt. Deswegen wird ein Dekubitus auch als Druckgeschwür bezeichnet.
Häufig wird bei einem Dekubitus auch der Begriff Wundliegen verwendet, da meist die Menschen betroffen sind, die längere Zeit im Bett liegen müssen, beispielsweise aufgrund einer längeren Krankheit.
Grundsätzlich kann ein Wundliegen an jeder Stelle im Körper auftreten. Besonders gefährdete Körperstellen sind hier vor allem Knochenvorsprünge, da hier die Reibung und der Druck auf die Haut besonders hoch sind.
Sobald ein Druckgeschwür entdeckt wird, muss dieses aufmerksam beobachtet werden, da eine daraus resultierende offene Wunde eine leichte Angriffsfläche für Bakterien und Keime bietet.
Wie entsteht ein Dekubitus?
Drei Faktoren können die Entstehung eines Dekubitus eine Rolle spielen:
- Druck (Auflagedruck)
- Dauer (Druckverweildauer)
- Disposition (Risikofaktoren)
Meist stellt nicht die Stärke des Drucks, sondern die Dauer des Drucks eine entscheidende Rolle bei der Entstehung eines Druckgeschwürs dar. Denn eine langanhaltende Druckbelastung komprimiert die kleinen Blutgefäße, sodass die entsprechende Körperstelle schlechter mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Die Folge ist, dass das darunterliegende Gewebe abstirbt.
Ein gesunder Mensch spürt natürlich, wenn ein dauerhafter Druck die Blutzufuhr behindert. Bei einem kranken Menschen kann es aber sein, dass dieser nicht mehr dazu imstande ist, diesen Druck zu spüren.
Zudem gibt es einige Risikofaktoren, welche die Entstehung eines Dekubitus fördern:
- Mangelernährung
- Blutarmut
- Abwehrschwäche (allgemein oder durch Medikamente)
- Eiweißverlust
- Durchblutungsstörungen
- Empfindungsstörungen
- Inkontinenz
- Altersbedingter Verschleiß der Haut
Die Einteilung der Dekubitus Grade von 1-4
Ein Dekubitus kann unterschiedliche Ausmaße annehmen und wird dementsprechend in unterschiedliche Grade eingeteilt.
Grad 1: In der Anfangsphase eines Dekubitus rötet sich die betroffene Hautpartie und grenzt sich von ihrer Umgebung ab. Die Rötung bleibt dabei auch bestehen, wenn der Druck auf die entsprechende Hautpartie nachlässt. Die Körperpartie kann verhärtet und wärmer sein als der Rest der Haut, jedoch ist diese noch intakt.
Grad 2: Bei dem zweiten Grad des Dekubitus bilden sich bereits Blasen auf der Haut. In manchen Fällen löst sich die obere Hautschicht schon ab. Es entsteht dabei eine offene Wunde, die jedoch bislang nur oberflächlich ist.
Grad 3: Bei dem dritten Grad des Dekubitus reicht das Druckgeschwür bereits bis zur Muskulatur unter der Haut. Dabei sieht man ein tiefes, offenes Geschwür, das bis zum Bindegewebe reicht und das Fettgewebe sichtbar macht.
Grad 4: Beim letzten und stärksten Grad des Dekubitus kann man auf freiliegende Knochen blicken. Haut, Muskeln, Knochen und andere Strukturen, wie Gelenke oder Sehnen, sind dabei zerstört.
Dekubitus im Krankenhaus: Die rechtlichen Folgen eines Druckgeschwürs
Wer durch eine Erkrankung oder durch einen Unfall ins Krankenhaus eingeliefert wird, der muss häufig sehr lange liegen, damit der Körper sich erholen kann. Leider erhöht sich dadurch auch die Gefahr des Wundliegens im Krankenhaus. Oft ist zu wenig Personal oder eine schlechte Ausstattung des Krankenhauses Grund für die Entstehung des Druckgeschwürs. Nur trägt die körperlichen Folgen davon immer der Patient. Welche Rechte stehen einem als Betroffener also zu, wenn man im Krankenhaus einen Dekubitus erleidet?
Da die Dekubitusprophylaxe als Pflegeleistung angesehen wird, doch im Medizinhaftpflichtprozess als medizinische Behandlung anerkannt ist, wird ein derartiger Pflegefehler als medizinischer Behandlungsfehler beurteilt. Entsteht also ein Dekubitus im Krankenhaus, liegt der Verdacht einer nicht fachgerecht ausgeführten Prophylaxe nahe. Dabei werden in der Regel nie einzelne Pflegekräfte für einen Pflegefehler belangt. Der Nachweis würde sich hierbei als zu schwierig erweisen.
Zudem sind es meistens nicht die Patienten oder Angehörigen, die einen Schadensersatzprozess gegen den Haftpflichtversicherer einleiten, sondern eher die Kranken- und Pflegekassen. Lässt sich aus der Akte entnehmen, dass die Prophylaxemaßnahmen getroffen wurden, der Patient sich aber dennoch im Krankenhaus wundgelegen hat, gilt das Krankenhaus als schuldig und muss die rechtlichen Konsequenten eines Dekubitus tragen.
Ist das nicht der Fall, steht dem Patienten ein Schmerzensgeld zu. Wie hoch das ist, wird von Fall zu Fall unterschiedlich entschieden. So gibt es Fälle im Strafrecht, die bei einem Dekubitus sowohl ein Schmerzensgeld von 15.000 Euro als auch 30.000 Euro ausgezahlt haben.
Wie kann man einen Dekubitus vermeiden?
Damit sich das Wundliegen im Krankenhaus von Anfang an vermeiden lässt, gibt es einige Dinge zu beachten. Zum einen kann auf eine gründliche Hautpflege geachtet und das Pflegepersonal immer wieder darauf hingewiesen werden. Dabei sollten Produkte genutzt werden, die hautschonend und besonders mild sind, also möglichst einen pH-Wert von unter 6 aufweisen.
Zudem ist es wichtig, dass die Haut ständig von dem aufkommenden Druck entlastet wird. Hierbei kann zum Beispiel die Liegeposition des Patienten häufig gewechselt werden. Zudem gibt es spezielle Anti-Dekubitus-Matratzen, die den Auflagedruck verringern und somit das Gewebe entlasten.
Muss ein Patient weniger liegen, sondern mehr sitzen, kann sich dabei auch ein Druckgeschwür bilden. In diesen Fällen können bestimmte Dekubitus Kissen helfen, nicht nur das Wundliegen, sondern auch das Wundsitzen zu verhindern.