Die Qualitätsberichte

Sie möchten sich über die Qualität eines Krankenhauses informieren? Dazu können Sie entweder Bekannte und Verwandte befragen oder Datenanalysen lesen. Bei ersterem erhalten Sie selten neutrale Informationen, denn ob Menschen eine Klinik positiv oder negativ bewerten, hängt stark von ihren Erfahrungen ab. Diese können so individuell sein wie die Menschen selbst. Datenanalysen, meist als Qualitätsbericht hinterlegt, sind Zusammenfassungen, die neutral die Strukturen und Prozesse im Krankenhaus darlegen. Wenn sie richtig gelesen werden, sind sie zum Teil sehr aussagekräftig. 

Doch wo findet sich ein solcher Qualitätsbericht? Warum haben Krankenhäuser diese anzufertigen? Und wie ist der Bericht aufgebaut?

Erfahren Sie in diesem Beitrag alles zum Thema „Qualitätsbericht“.

Was ist ein Qualitätsbericht?

Seit dem Jahr 2005 sind alle Kliniken per Gesetz dazu verpflichtet, Qualitätsberichte anzufertigen und darin ihre Arbeit darzulegen. Es ist zudem festgelegt, welche Informationen in welchem Umfang und wie gegliedert zur Verfügung gestellt werden müssen.

Die Berichte enthalten beispielsweise Angaben zum Behandlungsspektrum, zur Interventionshäufigkeit, zum Personalschlüssel, zur technischen Ausstattung oder zur Barrierefreiheit. Sowohl für andere Krankenhäuser, als auch für Bewerber oder Patienten sind diese Daten eine Möglichkeit für Vergleiche und können als Grundlage für Entscheidungen dienen.

Die Qualitätsberichte sind über Suchmaschinen abrufbar. Sie können entweder über Krankenkassen, die Deutsche Krankenhausgesellschaft, Verbände oder Patientenorganisationen diese Kliniksuchmaschinen starten. Oder Sie suchen in der Referenzdatenbank die jährlichen Qualitätsberichte, denn dort sind diese seit 2012 direkt abgelegt und als PDF-Dokument herunterzuladen. Alle Berichte sind als Fließtext verfügbar und werden immer im Frühling des darauffolgenden Jahres veröffentlicht.

Was ist das Ziel der Qualitätsberichte?

  • Verbesserung der Transparenz und Qualität im Krankenhaus

  • Informationen für eine bessere Orientierung und Entscheidungshilfe (für Patienten, Leistungserbringer, Leistungsträger)

  • Grundlage zur Vergleichbarkeit von Krankenhäusern (für die Kassenärztliche Vereinigung, Krankenkassen, Vertragsärzte)

  • Möglichkeit der Öffentlichkeitspräsenz und Darstellung der Leistungen

Welche Informationen enthält ein Qualitätsbericht? 

 

Der Qualitätsbericht ist in drei Teile gegliedert: 

  • Teil A: Leistungsdaten des Krankenhauses

  • Teil B: Leistungsdaten der Fachabteilungen

  • Teil C: Qualitätssicherung

Alle Daten werden in Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität bewertet.

Die Strukturqualität umfasst beispielsweise die materielle Ausstattung eines Krankenhauses, technische Geräte, Wartungsservice, Erneuerungsintervalle und die Qualifikation des Personals. Unter die Prozessqualität fallen alle Vorgänge im Krankenhaus, also Operationen, Pflege, Diagnostik, Untersuchungen und Behandlungen sowie Aufklärungen und Beratungen. Die Ergebnisqualität beschreibt die Erfolge, die im Zusammenhang mit den Strukturen und Prozessen entstehen oder ausbleiben sowie die Ursachen dafür. 

Wie ist ein Qualitätsbericht aufgebaut?

Kodierungen

Ein Qualitätsbericht ist durch verschiedene Zahlen und Kodierungen gekennzeichnet. 

Krankheiten werden beispielsweise als ICD-Code verschlüsselt. Dieser Code setzt sich aus einer Zahl und einer Nummer zusammen. So steht beispielsweise K80.4 für eine akute Gallengangsentzündung (K=Erkrankung des Verdauungssystems, 80=Gallensteinleiden, 4=Entzündung). Operationen und Behandlungen werden als OPS-Code verschlüsselt.

Der sechsteilige Code gibt Auskunft, welche Intervention stattfindet. Bei der akuten Gallengangsentzündung kann dann der OPS-Code 5-526.20 eine operative Entfernung durch Endoskopie bedeuten (5=Operation, 526=Endoskopie, 20=Körbchenabtragung der Steine). Sie können einfach im Internet die Bedeutung der ICD- und OPS-Kodierungen abfragen.

Verschlüsslungen

Auch die einzelnen Teile enthalten diverse verschlüsselte Informationen zum Krankenhaus:

  • A1 bis A3: Allgemeine Kontaktdaten des Krankenhauses

  • A4: Versorgungspflicht für die Psychiatrie

  • A5: Medizinische und pflegerische Leistungen

  • A6: Weitere Leistungen

  • A7: Barrierefreiheit

  • A8: Forschung und Lehre der Klinik

  • A9: Anzahl der Betten

  • A10: Fallzahlen

  • A11: Personelle Ausstattung

  • A12: QM-Beauftragte

  • A13: Apparative Ausstattung

  • A14: Lob- und Beschwerdemanagement

  • B5: Diagnosen nach ICD

  • B6: Interventionen nach OPS

  • B7: Ambulante Behandlungen

  • B9: Durchgangsarztverfahren

  • B10: Personelle Ausstattung

  • C1: Teilnahme an externen Qualitätssicherungsmaßnahmen

  • C2: Externe Qualitätssicherung

  • C3: Teilnahme an Disease-Management-Programmen

  • C4: Teilnahme an sonstigen Verfahren zur vergleichenden Qualitätssicherung

  • C5: Umsetzung der Regelungen

  • C6: Umsetzung von Richtlinien

  • C7: Umsetzung von Fortbildungen

Die Zahlen der Verschlüsselungen in den Qualitätsberichten sind jedoch nur bedingt aussagekräftig. Als Beispiel ist hier die personelle Ausstattung zu nennen: Auch wenn sie bei einer Klinik deutlich höher ist als in anderen, gibt sie keine Auskunft, wie die Besetzung pro Schicht ist oder wie viele Patienten mit Multimorbidität durch diese Besetzung betreut werden.

Deshalb sind Krankenhäuser nur aufgrund der Zahlen schlecht vergleichbar. Im Gegensatz dazu lässt die Anzahl der Fachärzte darauf schließen, dass Sie wahrscheinlich einen Spezialisten für Ihr Leiden vorfinden könnten. Doch die Erfahrung und die Kompetenz des betreuenden Arztes entscheidet in der Regel über das Vorgehen, die Spezialisten bekommen Sie eventuell gar nicht zu sehen.

Kennzahlen

Es gibt einige Kennzahlen, die jährlich veröffentlich werden müssen, um die Transparenz zu wahren. Darunter fallen beispielsweise: 

  • die Sterblichkeit im Krankenhaus allgemein

  • die Sterblichkeit nach einem geplanten Eingriff

  • die Sterblichkeit nach einem dringenden Eingriff

  • die Sterblichkeit am 30. Tag nach einem Eingriff

  • die Sterblichkeit 30 Tage nach der Entlassung

  • Komplikationen bei einer Implantation

  • Sepsis bei Implantaten

  • Fehlfunktionen bei Implantaten

  • 30-Tage-Überlebensrate nach einer Transplantation

  • Qualität der Transplantatfunktion nach 1 Jahr

  • Qualität der Transplantatfunktion nach 2 Jahren

  • Qualität der Transplantatfunktion nach 3 Jahren

Auch diese Zahlen bei den Kennzahlen sind nicht immer eindeutig. Wenn beispielsweise ein Krankenhaus über eine Palliativstation verfügt, werden in der Regel auch mehr Menschen dort sterben als in anderen Kliniken. Ist die Zahl der Eingriffe hoch, kann auch die Zahl der Sterblichkeit nach Eingriffen höher sein. Zudem steigen viele Kennzahlen durch die Behandlung älterer und multimorbider Menschen im Vergleich zu den Vorjahren.

Fazit

Krankenhäuser sind gesetzlich dazu verpflichtet, Qualitätsberichte im jährlichen Turnus anzufertigen und zu veröffentlichen. Über verschiedene Datenbanken oder andere Dienstleister können diese Berichte eingesehen werden. Sie dienen vor allem Patienten dazu, sich über die Qualität einer Klinik zu informieren. Der Qualitätsbericht kann aber auch als Entscheidungsgrundlage dienen.

Voraussetzung ist das richtige Deuten und Lesen. Denn nicht immer sind die Zahlen aussagekräftig und bestimmen gleichzeitig die Qualität. Viele Faktoren beeinflussen die Kennzahlen. Und meistens sind diverse Fakten verschlüsselt oder kodiert. 

Wenn Sie sich Zeit nehmen, können Sie aus einem Qualitätsbericht jedoch viele wichtige Informationen erhalten und beurteilen, ob die jeweilige Klinik das Richtige für Sie ist und Sie dort einen kompetenten Ansprechpartner finden. Für die meisten Menschen ist jedoch die Homepage der Klinik wesentlich einfacher zu lesen und deshalb für sie aussagekräftiger. 

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