Mehr Patientensicherheit durch Medikations-Analyse
Mehr Patientensicherheit durch Medikations-Analyse
Der Leidensweg der 83-jährige Patientin war bereits lang: von zwei Krankenhausaufenthalten nach einem Infekt und dem Verdacht auf Krankenhausdelir, über dauerhafte Übelkeit, Erbrechen und drastischen Gewichtsverlust, bis schließlich zu völliger Unterzuckerung, Austrocknung und geistiger Verwirrtheit. Nach ihrer Aufnahme in das St. Josefs-Krankenhaus - einem Haus der St-Vincenz-Krankenhaus GmbH - wurden in der Medizinischen Klinik dann auch die zwölf verschiedenen Medikamente, die die Patientin inzwischen einnahm, auf Interaktionen und Risiken untersucht. Nach akribischer Austarierung konnte die Medikation schließlich behutsam auf drei Präparate reduziert werden und die Patientin erholte sich zusehends.
„Fälle wie dieser sind keine Seltenheit“, weiß Martin Bochen, Leiter der Apotheke des St. Vincenz-Krankenhauses Paderborn. „Viele ältere Menschen nehmen zahlreiche Präparate gleichzeitig ein, die sich gegenseitig beeinflussen und dann unerwartete Nebenwirkungen haben können.“ Nicht immer werde das ausreichend berücksichtigt und die Dosierung entsprechend genau angepasst. Hier sieht Bochen eine wichtige Aufgabe der Krankenhausapotheke, die er als Schnittstelle zwischen den von den niedergelassenen Ärzten verschriebenen Medikamenten und der Medikation durch den Krankenhausarzt versteht. Im St. Vincenz-Krankenhaus ist deshalb bereits seit drei Jahren eine speziell qualifizierte Apothekerin ausschließlich für die pharmazeutische Beratung der Stationen zuständig, seit Mitte 2017 eine weitere.
In den „pharmazeutischen Visiten“ gehen die beiden Apothekerinnen direkt in die Stationen, begleiten die Ärzte bei der Visite, befragen die Patienten mitunter auch persönlich und prüfen deren Krankenakten. Gemeinsam mit dem klinisch tätigen Arzt untersuchen sie die notwendigen Medikamente auf Dosierungen, Verträglichkeit und mögliche Neben- und Wechselwirkungen, um so die Behandlung zu optimieren. „Für die Beurteilung der Pharmakologie und Pharmakokinetik müssen immer viele Faktoren berücksichtigt werden“, erklärt Stationsapothekerin Jessica Spyra. Das seien neben Alter, Geschlecht und Gewicht des Patienten, unter anderem auch Krankheitsbild, Dosierung und Darreichungsformen, sowie Einnahmezeiten und –intervalle. „Eine Medikations-Analyse ist sehr komplex und erfordert die ganzheitliche Betrachtung des jeweiligen Patienten“, so Spyra, die für ihre Medikations-Analyse außerdem auf spezielle Interaktionsdatenbanken zugreift.
Für die Ärzte ist die klinisch-pharmazeutische Beratung eine willkommene Unterstützung, bestätigt Dr. Gerhard Sandmann, Chefarzt der Medizinischen Klinik am St. Josefs-Krankenhaus. Schließlich könne kein Arzt alle Medikamenten-Interaktionen im Kopf haben. „So steht uns für die klinische Medikation bei Bedarf zusätzliches pharmakologisches Know-how zur Verfügung. Und im individuellen Einzelfall kann jeder Arzt schnell mal nachfragen.“
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