Windeln im Krankenhaus
Etwa 10 % sind von einer Form der Inkontinenz betroffen. Die meisten Menschen empfinden es als unangenehm, wenn sie sich vorstellen, dass sie im Krankenhaus gewickelt werden oder die Bettpfanne zur Ausscheidung benutzen müssen. Nicht nur ältere Menschen sind aufgrund von Inkontinenz auf Windeln angewiesen, auch viele jüngere Erwachsene können im Krankenhaus nicht zur Toilette aufstehen, weil sie beispielsweise nach einer OP immobil sind.
Unterstützung beim Toilettengang ist für die Pflegekräfte ebenso normal wie Wickeln im Krankenhaus. Inkontinenzartikel sind in verschiedenen Formen und Ausführungen erhältlich und werden beinahe ebenso häufig verwendet wie Pflaster.
Lesen Sie in unserem Artikel alles Wichtige zum Thema „Inkontinenz im Krankenhaus“. Erfahren Sie, wie der Toilettengang gewährleistet wird, was Sie bei der Einlieferung ins Krankenhaus mit Windeln beachten sollten und welche Alternativen es zur herkömmlichen „Windel“ gibt.
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Ausscheiden – ein Tabuthema mit vielen Gesichtern
Die Aussscheidung von Stoffwechselendprodukten und verschiedenen Substanzen ist ein natürlicher Vorgang des menschlichen Organismus.
Urin wird in den Nieren in einem komplexen Vorgang produziert und über Harnleiter, Harnblase und Harnröhre abgegeben. Die tägliche Urinmenge variiert zwischen 1 und 1,5 Liter bei Erwachsenen. Über den Urin werden Stoffwechselendprodukte wie Harnstoff und Harnsäure ausgeschieden, aber auch überflüssiges Wasser. Zudem enthält Urin Elektrolyte, Kreatinin, Vitamine und Hormone. Stuhl wird im Dünndarm und Dickdarm gebildet und besteht aus unverdaulichen Nahrungsbestandteilen sowie Wasser.
Zudem enthält Stuhl abgestoßene Zellen des Verdauungstraktes, Bilirubin und Bakterien. Die Menge des Stuhlgangs wie auch die Ausscheidungsfrequenz ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Harn- und Stuhlausscheidungen sind nicht nur wichtig für die Gesundheit, sondern tragen auch zum Wohlbefinden bei. Bei den meisten Menschen ist das Thema „Ausscheidung“ tabubehaftet.
Harninkontinenz
Mindestens 4 von 10 Menschen leiden unter einer Form der Inkontinenz. Das bedeutet, sie können Harn oder Stuhl nicht kontrolliert abgeben. Die Ursachen können vielfältig sein. Die meisten Menschen leiden unter Harninkontinenz. Diese tritt meist im Alter auf, doch es kann auch jüngere Menschen betreffen. Harn wird in den Nieren produziert und letztlich in der Blase gesammelt. Diese kann bis zu 1 Liter Flüssigkeit sammeln, weil die Schließmuskeln im Beckenboden anspannen. Ist ein bestimmter Füllstand in der Blase erreicht, steigt der Druck. In der Blasenwand sitzen Rezeptoren, welche diesen Druck erfassen und an das Gehirn weiterleiten. Erst wenn das Gehirn hemmende Signale sendet, lässt die Spannung der Schließmuskeln nach und die Blase entleert sich.
Harninkontinenz liegt dann vor, wenn einzelne Elemente dieses komplexen Systems nicht mehr richtig funktionieren oder Menschen Hilfestellungen beim Toilettengang benötigen. Ebenso können Medikamenten-Nebenwirkungen zu unkontrolliertem Harnabgang führen. Je nach Art der Erkrankung spricht man dann von Belastungs-, Drang-, Reflex-, Überlauf- oder funktioneller Inkontinenz.
Belastungsinkontinenz tritt vor allem bei Frauen nach einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren auf, bei Männern ist Übergewicht die häufigste Ursache. Bei einer Belastungsinkontinenz kommt es zum Harnabgang nach Niesen, Husten oder beim Heben von schweren Lasten. Ursache ist eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur, die dann die Harnröhre nicht mehr ausreichend verschließt.
Bei einer Dranginkontinenz verspüren Betroffene ständigen Harndrang, selbst bei nicht gefüllter Blase. Es kommt zum „Tröpfeln“, weil Entzündungen, eine vergrößerte Prostata oder neurologische Erkrankungen die Blase überreizen.
Reflexinkontinenz tritt auf, wenn Nervenbahnen zwischen Blase und Gehirn unterbrochen sind. Dies ist unter anderem bei Verletzungen im Rückenmark, aber auch bei neurologischen Erkrankungen der Fall.
Überlaufinkontinenz entsteht, wenn die Harnröhre beispielsweise durch eine vergrößerte Prostata verengt ist und sich die Blase dadurch nicht mehr vollständig entleeren kann. Der Harnrest tritt dann unwillkürlich aus.
Als funktionelle Inkontinenz wird jede Form der Inkontinenz bezeichnet, bei der sonst kontinente Menschen ihre Ausscheidungen nicht mehr auf der Toilette erledigen. Dies liegt beispielsweise bei kognitiven Einschränkungen wie Demenz vor. Doch auch ärztlich verordnete Immobilität nach einer Operation oder im Rahmen einer Schwangerschaft können Ursachen dafür sein. Ebenfalls zählt unkontrollierter Harnabgang durch Medikamente, welcher vor allem nach einer Narkose oder bei Diuretika zu beobachten ist, dazu.
Stuhlinkontinenz
Doch auch Stuhlinkontinenz betrifft den einen oder anderen Patienten, der ins Krankenhaus eingeliefert wird. Die Darmentleerung funktioniert ähnlich wie die Harnentleerung über Druckrezeptoren und Muskelentspannung. Menschen, welche ihren Stuhl nicht willentlich entleeren können, leiden in der Regel auch unter Harninkontinenz. Ursächlich für eine Stuhlinkontinenz können muskuläre, neurologische oder sensorische Störungen sein.
Muskuläre Störungen treten im Rahmen einer Schwächung der Speichermuskeln auf. Ursache hierfür können Schädigungen, nachlassende Gewebeelastizität oder chronische Verstopfung sein.
Bei neurologischen Störungen gelangen keine oder unzureichende Impulse über den Füllstand aus dem Darm an das Gehirn. Viele Krankheiten aus dem neurologischen Formenkreis haben Darminkontinenz zur Folge.
Sensorische Störungen beeinträchtigen die Wahrnehmung der Schleimhaut im Analkanal. Diese treten vor allem in Zusammenhang mit Hämorrhoiden, Darmprolaps oder nach Darm-OPs auf und verursachen Darminkontinenz.
Möglichkeiten der Inkontinenzversorgung
Die meisten Menschen, die gewickelt ins Krankenhaus eingeliefert werden, leben in der Angst, dass sie im Krankenhaus bettnässen. Diese Angst ist jedoch unbegründet, denn im Krankenhaus ist die Versorgung mit verschiedensten Inkontinenzartikeln zu jeder Zeit gewährleistet.
Welche Hilfsmittel sich am besten für den jeweiligen Patienten eignen, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Art der Inkontinenz
- Menge der unkontrolliert abgehenden Ausscheidung
- Zeitpunkt der Inkontinenz (tagsüber, nur nachts)
- Mobilität des Betroffenen
- kognitive Verfassung
- Hautzustand des Patienten
Prinzipiell kann man zwischen aufsaugenden und ableitenden Hilfsmitteln sowie Toilettenhilfen unterscheiden:
Aufsaugende Hilfsmittel:
- Inkontinenzhosen
- Windeln
- Inkontinenzeinlagen
Ableitende Hilfsmittel:
- Katheter
- Urinalkondom
Toilettenhilfen:
- Toilettenstühle
- Urinflaschen
- Steckbecken (Bettpfanne)
Inkontinenz im Krankenhaus – Was Sie wissen sollten
Egal, ob Sie gewickelt ins Krankenhaus eingeliefert werden oder nach einer Operation im Krankenhaus für die Toilette nicht aufstehen dürfen – Sie können sich darauf verlassen, professionelle Unterstützung zu erhalten.
Unterschätzen Sie nicht die Zeit!
Bei einem geplanten Krankenhausaufenthalt ist es sinnvoll, die Tasche mit eigenen Inkontinenzartikeln zu bestücken, denn es kann einige Zeit in Anspruch nehmen, bis Sie die Notaufnahme oder den Patienten-Check-In verlassen können. Sie werden Windeln im Krankenhaus bekommen, sobald Sie in Ihr Zimmer einziehen können. Für diese zu überbrückende Zeit ist es gut, wenn man auf eigene Inkontinenzartikel zurückgreifen kann.
Bettnässen im Krankenhaus
Wenn Sie im Krankenhaus Windeln oder Unterstützung benötigen, ist es ratsam, das Krankenhauspersonal im Rahmen des Aufnahmegespräches darüber zu informieren. Die zuständige Pflegekraft wird den Pflegeschrank in Ihrem Bad mit entsprechendem Material diskret bestücken oder Sie zu gegebener Zeit bei der Ausscheidung unterstützen.
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Und wenn man dann mal muss...?
Wenn Sie Unterstützung bei der Ausscheidung benötigen, können Sie sich jederzeit an das Pflegepersonal im Krankenhaus wenden. Diese werden Sie auf dem Weg zur Toilette unterstützen, eine Urinflasche ausleeren, die volle Windel im Krankenhaus wechseln, eine Bettpfanne im Krankenhaus bereitstellen oder Sie im Krankenbett wickeln. Die Pflegekräfte sind geschult – haben Sie daher keine Scheu, sich ihnen anzuvertrauen.
Oder doch das eigene Material?
Es ist möglich, bei bekannter Inkontinenz ins Krankenhaus eigenes Material zur Versorgung mitzunehmen. Besonders wenn es sich um spezielle Artikel handelt, kann es hilfreich sein, diese vorrätig zu haben. So fühlen Sie sich vielleicht ein wenig sicherer und wohler, auch wenn Sie mit Inkontinenz ins Krankenhaus müssen.
Inkontinenz im Krankenhaus betrifft vorrangig Menschen in höherem Alter oder mit schweren Vorerkrankungen. Doch auch jüngere Patienten können wegen Bettruhe auf Unterstützung bei der Ausscheidung angewiesen sein. Für viele Menschen ist dies mit Scham verbunden.
Doch auch eine volle Windel im Krankenhaus ist für das Personal Alltag. Es wird Sie bei Inkontinenz im Krankenhaus mit Respekt und Würde behandeln. Die diskrete Unterstützung beim Toilettengang oder der professionelle Umgang mit Bettnässen im Krankenhaus ist für die Pflegekräfte selbstverständlich.
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