OP einer Analfissur

Etwa jeder 10. Mensch leidet innerhalb seines Lebens einmal unter einer Analfissur. Während bei den meisten Betroffenen die Hautläsion durch konservative Methoden innerhalb kurzer Zeit verschwindet, leiden andere unter chronischen oder immer wiederkehrenden Analfissuren.

Diese schmerzhaften Einrisse sind ein absolutes Tabuthema. Viele Betroffene erdulden die damit verbunden Schmerzen oder gehen erst sehr spät zum Arzt. Dabei sind mittlerweile sehr effektive Salben auf dem Gesundheitsmarkt zur Behandlung einer Analfissur zu finden. 

Doch in einigen Fällen muss der Analriss operativ therapiert werden. Für die meisten Menschen ist diese Vorstellung mit großen Ängsten verbunden. Doch dies ist weitestgehend unbegründet. 

Lesen Sie in diesem Artikel alles Wichtige zum Thema „OP einer Analfissur“ und erhalten Sie relevante Informationen über die Notwendigkeit zur Operation, den Ablauf der OP und den Heilungsverlauf.

Was ist eine Analfissur?

Der Enddarm ist das Endstück des Dickdarms. In ihm wird der Stuhl gesammelt, eingedickt und in den Analkanal abgegeben. Der Analkanal bildet gemeinsam mit dem After den Darmausgang.

Bei einer Analfissur besteht ein längsförmiger Einriss der innenliegenden Schleimhaut an der Mündung des Analkanals zum After. 

Diese Region ist einerseits sehr dehnbar und unterliegt starken elastischen Schwankungen. Andererseits verlaufen zahlreiche Nervenbahnen diese Region, um dem Gehirn Informationen zum Stuhlverhalten zu geben. Aus diesen Gründen heilt eine Analfissur nicht nur sehr langsam, sondern ist zudem extrem schmerzhaft.

In den meisten Fällen reißt die Schleimhaut in Richtung Steißbein ein, in wenigen Fällen in Richtung Damm.

Akuter Analriss

Ein akuter Analriss entsteht spontan und wird in der Regel innerhalb von etwa 6 Wochen abheilen.

Die Betroffenen leiden in dieser Zeit jedoch unter stechenden Schmerzen am After. Infolgedessen halten viele den Stuhl zurück, um zusätzliche Schmerzen beim Ausscheiden zu vermeiden. Doch dies führt zu einem Teufelskreis, denn zurückgehaltener Stuhl dickt weiter ein, wird sehr hart und verursacht dadurch letztlich noch mehr Schmerzen bei der Defäkation. Deshalb verstärken sich die Schmerzen und bestehen in der Regel nicht nur nach dem Toilettengang, sondern dauerhaft. 

Chronische Analfissur

Unbehandelt kann sich dadurch eine Analfissur chronifizieren. Denn durch die dauerhaften Schmerzen verkrampfen sich die Schließmuskeln wie auch die Muskeln des Beckenbodens.

Als Folge davon verringert sich die Durchblutung des Analgewebes. Durch die Minderversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen wird die Heilung der Analfissur negativ beeinträchtigt. Wenn der Analriss länger als 2 Monate besteht, so sprechen Mediziner von einer Chronifizierung. 

Chronische Analfissuren führen durch die dauerhafte Verstopfung und das permanente Pressverhalten bei der Ausscheidung zu weiteren Schleimhauteinrissen.

Zudem wird die Fibrosierung, eine Zunahme und Verhärtung des Bindegewebes im Bereich des Schließmuskels, begünstigt. Dieses Bindegewebe kann eine sogenannte Vorpostenfalte entstehen lassen. All diese Begleiterscheinungen verhindern ein Abheilen der chronischen Analfissur. 

 

Welche Behandlungsmöglichkeiten haben Sie?

Ursächliche Therapie

Analfissuren entstehen oftmals als Folge von zu starkem Pressen beim Stuhlgang oder zu hartem Stuhl.

Beides kann die empfindliche Schleimhaut im Analkanal überdehnen und ein Einreißen begünstigen. Um die Analfissur zu behandeln, ist es vorrangig wichtig, die Ursachen zu beheben. Dies bedeutet, dass der Stuhl durch eine erhöhte Flüssigkeitsaufnahme und eine ballaststoffreiche Ernährung erweicht und die Darmtätigkeit durch mehr Bewegung angeregt werden sollte. 

Doch auch häufige Durchfälle, wie sie beispielsweise bei Säuglingen oder Menschen mit chronischen Darmerkrankungen zu beobachten sind, erhöhen die Wahrscheinlichkeit, eine Analfissur zu entwickeln.

Denn aufgrund der Entzündungen in benachbarten Darmabschnitten kommt es häufig auch zu einer Entzündung der Schleimhaut des Analkanals. Dies führt zu einem Elastizitätsverlust des Gewebes im sogenannten Anoderm und begünstigt das Einreißen im Analbereich. Auch hier ist die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung mithilfe von Entzündungshemmern obligat. 

 

Symptomatische Behandlung

Neben der kausalen Therapie ist jedoch auch die symptomatische Behandlung wichtig:

Bei einem akuten Analriss ist lediglich die oberste Schleimhautschicht betroffen. Dieser ist sehr gut mit einfachen Mitteln therapierbar. Starke Schmerzen oder intensives Brennen, wie es bei Betroffenen häufig nach dem Stuhlgang zu beobachten ist, lassen sich mit lokalanästhetischen Salben lindern. Dies reduziert auch das Vermeidungsverhalten und wirkt einer Chronifizierung entgegen.

Im Falle einer chronischen Analfissur entsteht aus dem oberflächlichen Schleimhautdefekt ein tiefes Hautgeschwür, dessen Ränder vernarben. In 50 % der Fälle verbessern durchblutungsfördernde Cremes den Genesungsverlauf. Zusätzliche Sitzbäder helfen der Muskulatur beim Entspannen und regulieren den Tonus, was die Defäkation positiv beeinflusst.

Im Allgemeinen ist Hygiene das A und O.

Reinigen Sie den Analbereich daher nach jedem Stuhlgang mit warmen Wasser und einer pH-neutralen Seife. So reduzieren Sie die Keimzahl und fördern das Abheilen der Analfissur.

Verzichten Sie unbedingt auf Duschgele oder Intimwaschlotionen. Diese zerstören den natürlichen Säureschutzmantel der Haut und verzögern die Wundheilung. Auch von feuchtem Toilettenpapier wird abgeraten, da dieses die Haut anfälliger für Bakterien macht und eine Superinfektion der Wunde begünstigen kann. 

 

Wann muss eine chronische Analfissur operiert werden?

Komplikationen im Rahmen einer chronischen Analfissur sind Abszesse oder Analfisteln. Ein Abszess ist eine eitrige Entzündung, welche sich über dem Gewebe verkapselt.

Der Abszess ist als prall gefüllte, elastische Schwellung deutlich sichtbar und fühlbar. Er geht in den meisten Fällen mit heftigen Schmerzen, Fieber und Schüttelfrost einher. Eine Analfistel ist ein Kanal, welcher sich vom Analriss aus in Richtung Schließmuskel bildet und diesen durchbohren kann.

Dann können sich die Entzündungserreger aus dem Analriss in das umliegende Gewebe ausbreiten. Beide Komplikationen führen unbehandelt zu schweren gesundheitlichen Folgen. Daher ist die Operation eines Afterrisses bei vorhandenen Begleiterkrankungen immer indiziert. 

 

Ein chronischer Analriss ohne Komplikation wird dann operativ behandelt, wenn konservative Behandlungsmethoden keinen Erfolg zeigen. Nach einer Analfissur OP liegt aufgrund der chirurgischen Sanierung die Chance auf ein Abheilen der Analfissur bei über 90 %. 

Erfahrene Proktologen oder Gastroenterologen nehmen diesen Eingriff in speziellen Zentren oder Ambulanzen vor. 

Warum haben so viele Menschen Angst vor einer Analfissur OP?

Viele Menschen fürchten sich vor einer Analfissur OP. Oft ist dies damit zu begründen, dass bei den meisten Betroffenen über 50 Jahre die früher verbreiteten Methoden noch präsent sind. 

Bis weit in die 1980er Jahre dehnte man im Rahmen einer Analriss OP den analen Schließmuskel in Narkose so weit auf, dass er sich nicht mehr vollständig zurückziehen konnte. Dadurch erhoffte man sich, erneute Analfissuren vorbeugen zu können, da auch starkes Pressen häufig keine Einrisse mehr zur Folge hatte. 

Auch die Teildurchtrennung der Schließmuskulatur (Sphinkterotomie) gilt seit den 2000er Jahren als veraltet. Bei dieser Methode wurde operativ die Analpforte durch einen Einschnitt erweitert. Diese Methode kam vor allem präventiv bei häufig wiederkehrenden Analfissuren zum Einsatz. 

Der Grund für die Ablehnung dieser chirurgischen Maßnahmen liegt in der hohen Prävalenz von späterer Stuhlinkontinenz. Selbst nach jahrelangen Therapieerfolgen kam es bei mehr als 50 % der Betroffenen im fortgeschrittenen Lebensalter zu gehäuftem unkontrollierten Stuhlverlust. Grund war der im höheren Alter abnehmende Schließmuskeltonus, welcher vollkommen physiologisch ist.

Wurde jedoch ein Eingriff an diesem vorgenommen, so hatte dies zur Folge, dass der erschlaffende Schließmuskel durch die Operation keine ausreichende Kraft mehr für den Verschluss des Anus hatte. Sowohl die Aufdehnung als auch die Teildurchtrennung gelten deshalb heute weithin als schädlich und werden nicht mehr durchgeführt.

 

Wie läuft die Operation eines Afterrisses ab?

Heutzutage werden Analfissuren von einem Proktologen oder Gastroenterologen im Rahmen einer ambulanten Operation durchgeführt. Nur ältere Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen werden für die Analfissur OP im Krankenhaus stationär aufgenommen. 

In Vollnarkose oder einer rückenmarksnahen Anästhesie versucht der Chirurg das erkrankte Gewebe zu entfernen. Dabei besteht die klassische Methode in einer Ausschneidung der Fissur, der Schleimhaut, der Analpapillen und der Vorpostenfalte. Selten muss der Chirurg auch einen Teil des Schließmuskels abtragen. In den meisten Fällen ist es notwendig, ein 1 bis 2 cm großes Drainagedreieck offen zu lassen, um den Abfluss des Wundsekretes nach der Operation zu gewährleisten. 

Wenn diese Maßnahmen nicht erfolgreich genug waren, wird die Fissur in einer erneuten Operation mittels Hautlappen gedeckelt. Diese sogenannte V-Y-Flap-Methode ist nur dann dauerhaft, wenn der Stuhlgang postoperativ weich ist, damit das Narbengewebe bis zum vollständigen Zusammenwachsen nicht einreißt. Nur etwa 10 % der Betroffenen benötigen diese zweite OP.

 

Welche Risiken birgt eine Analfissur OP?

Wie jeder chirurgische Eingriff geht auch eine Analriss-OP mit gewissen Risiken einher. Da der Bereich des Schließmuskels von ringförmigen Nerven umgeben ist, können in seltenen Fällen diese im Rahmen der Gewebeabtragung auch beschädigt werden. Eine mögliche Folge ist dann eine Teil-Stuhlinkontinenz.

Im Allgemeinen sind die in Deutschland vorgeschriebenen Sicherheits- und Hygienestandards aber auf dem höchsten Niveau. Sie können sich im Vorfeld darüber informieren, welche Leitlinien die von Ihnen ausgewählte Praxis verfolgt und welche Weiterbildungen der ausführende Mediziner abgelegt hat. Damit bekommen Sie ein gutes Gefühl, bevor Sie sich dem Chirurgen anvertrauen. 

Um jedoch das Risiko der Stuhlinkontinenz gänzlich zu minimieren, kann eine neue, aber sehr teure Behandlungsmethode in Frage kommen: Botox-Injektionen. Dabei wird Butolinumtoxin, ein Nervengift, in geringen Dosen direkt in den Schließmuskel injiziert. Dies führt zu einer Lähmung der betroffenen Region, wodurch die Analfissur abheilen kann. Eine Botox-Injektion wird jedoch von nur sehr wenigen Medizinern durchgeführt und muss, im Gegensatz zur klassischen OP, in der Regel selbst bezahlt werden.

 

Wie lange dauert die Heilung nach einer Analfissur OP?

Die chirurgische Abtragung geschieht ohne abschließende Naht. Das bedeutet, dass der Wundbereich offen liegt und der Körper selbst eine mehr oder weniger große Wunde durch das Bereitstellen von Fibroblasten schließen muss. Allein dieser Prozess benötigt eine gewisse Zeit. Der Anus unterliegt aber zudem einer hohen Keimbelastung, was den Wundheilungsprozess zusätzlich verlangsamt. Deshalb dauert die Heilung nach der Analfissur OP zwischen 4 und 8 Wochen. Bei einer Wundinfektion kann sich die Heilungsphase noch verlängern.

Entsprechend sind Betroffene nach einer Analfissur OP krankgeschrieben. Der Tag des ambulanten Eingriffes bzw. die Zeit im Krankenhaus wird als Krankenstand behandelt. Anschließend dauert es noch etwa 1 bis 3 Wochen, bis Betroffene nach einer Analfissur OP wieder arbeiten können. Abhängig ist dies von der Wundheilung und dem Ausmaß des Eingriffes. 

 

Was kann die Heilung nach einer Analfissur OP begünstigen?

Postoperativ können Sitzbäder und Salben den Heilungsverlauf nach einer Analriss OP begünstigen. 

Sitzbäder in warmem Wasser regen die Durchblutung an und entspannen die Muskulatur. Beides hat einen positiven Einfluss auf die Wundheilung. Ob dem Wasser noch Zusätze wie Kamillen- oder Ringelblumenextrakt beigemengt werden sollte, daran scheiden sich die Geister. Während einige Mediziner die Meinung vertreten, dass Kamille die Wunde zu sehr austrocknet und die Heilung negativ beeinflusst, sind andere davon überzeugt, dass die antiseptischen Eigenschaften überwiegen.

Schmerzstillende, durchblutungsfördernde oder entkrampfende Salben wirken sich positiv auf den Heilungsverlauf nach einer Analfissur OP aus. Dazu müssen sie jedoch mittels Applikator an den richtigen Platz gebracht werden. Es genügt nicht, die Salbe einfach nur außen aufzutragen. 

Des Weiteren ist es wichtig, dass die Analfissur OP Nachsorge auch eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten beinhalten sollte. Denn nur wenn Sie geregelten, weichen Stuhlgang haben, lässt sich das Risiko einer erneuten Analfissur minimieren. 

 

Fazit

Eine Analfissur kann jeden betreffen. Sie ist äußerst schmerzhaft, heilt aber in der Regel innerhalb von 4 bis 6 Wochen mit konservativen Methoden aus.

In einigen Fällen kann eine Analfissur jedoch chronifizieren. Wenn konservative Behandlungsmethoden nicht ausreichen oder Komplikationen hinzukommen, wird eine Operation des Analrisses notwendig.

Dieser Eingriff ist in der Regel einfach und kann ambulant durchgeführt werden. Die richtige Nachsorge beschleunigt die Heilung nach einer Analfissur OP. Obligat ist dennoch eine Ursachenbehebung, was in der Regel eine Ernährungsanpassung beinhaltet. 

 

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