Funktionsstörungen der Schilddrüse
Was macht die Schilddrüse?
Die Schilddrüse ist einer der Dreh- und Angelpunkte des menschlichen Körpers. Über die Schilddrüsenhormone Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) beeinflusst sie Stoffwechsel und Funktion fast aller Organe. So wirken sie auf Herz und Kreislauf sowie Blutgefäße. Sie beeinflussen Schweiß- und Talgdrüsen und beeinflussen die Darmaktivität.
Sie bestimmen auch den Energieverbrauch und den Grundumsatz des Organismus mit. Die Wichtigkeit für den menschlichen Körper kann kaum überschätzt werden. Unbehandelte Funktionsstörungen der Schilddrüse schränken die Lebensqualität der Betroffenen stark ein.
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Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose)
Bei einer Überfunktion der Schilddrüse werden mehr Schilddrüsenhormone produziert als der Körper für seine Funktionen benötigt.
In vielen Fällen sind dafür eine von zwei Erkrankungen ursächlich: Die Schilddrüsenautonomie oder Morbus Basedow. Treten sie gemeinsam auf, wird dies als Marine-Lenhart-Syndrom bezeichnet.
Bei einer Schilddrüsenautonomie reagiert die Schilddrüse nicht mehr auf die Signale der Hirnanhangsdrüse. Diese steuert üblicherweise die Aktivität der Schilddrüse und ist mit ihr rückgekoppelt.
Liegen zu wenig Hormone vor, regt sie die Bildung an, liegen zu viele vor, bremst sie die Schilddrüse. Bei einer Schilddrüsenautonomie „ignoriert“ die Schilddrüse nun diese dämpfenden Signale und produziert mehr Hormone, als nötig sind. Tatsächlich besteht die Schilddrüse immer zu einem Teil aus autonomen Gewebe. Bei der Schilddrüsenautonomie wird der Anteil jedoch so groß, dass eine Überfunktion die Folge ist.
Oft entwickelt sich dieses Problem schleichend und wird dann durch eine plötzlich zu hohe Jodzufuhr als Hyperthyreose sichtbar. Die betroffenen Regionen werden auch als „Adenome“ bezeichnet.
Morbus Basedow ist hingegen eine Autoimmunerkrankung, bei der die erbliche Vorbelastung eine große Rolle spielt. Die Antikörper docken dabei an einen Rezeptor an, der die Aufnahme von Jod und die Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen bewirkt. Dies führt zu einer übermäßigen Produktion von Hormonen. Zudem wird die Schilddrüse so zum Wachstum angeregt, eine sogenannte Struma kann entstehen.
Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion
Eine Hyperthyreose verursacht Gewichtsverlust, der oft mit dauerndem Hungergefühl einhergeht.
Patienten leiden unter einem beschleunigten Herzschlag und Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern. Sie ermüden rasch, sind leicht reizbar und nervös. Schlafprobleme und ein erhöhtes Wärmeempfinden sind übliche Symptome. Durchfall, hervorgewölbte Augäpfel und warme, feuchte Haut sind weitere recht typische Anzeichen für eine Überfunktion.
Außerdem ist eine sogenannte Struma (im Volksmund „Kropf“ genannt) eine häufige Folge. Die Drüse schwellt dabei an und ist sicherbar vergrößert. Kommt es zu einer sogenannten thyreotoxischen Krise, kann die Hyperthyreose sogar lebensbedrohlich sein. Dann treten auch hohes Fieber, Erbrechen, Angstzustände bis hin zu Koma und Kreislaufversagen auf.
Um eine Schilddrüsenüberfunktion zu diagnostizieren, führt der behandelnde Arzt eine Tastuntersuchung durch und nimmt die Schilddrüsenwerte per Blutuntersuchung. Ein Ultraschall gibt mehr Klarheit darüber, aus welchen Strukturen die Hyperthyreose entsteht und wie stark sie vergrößert ist.
Wie kann ich eine Schilddrüsenüberfunktion behandeln lassen?
Eine Schilddrüsenüberfunktion verschwindet gelegentlich ohne Behandlung. Häufiger ist es jedoch notwendig, sogenannte Thyreostatika einzusetzen. Sie bremsen die Schilddrüse bei ihrer Hormonproduktion und lindern so auch die Symptome der Überfunktion.
Doch nicht immer zeigt die medikamentöse Therapie eine ausreichende Wirkung. Dann sind entweder eine Radiojodtherapie oder eine operative Entfernung der Schilddrüse Möglichkeiten, die Überfunktion in den Griff zu bekommen. Welche Methode der behandelnde Arzt nutzt, hängt von Patienten und Krankheitsursache ab. So spielen Alter und Faktoren, die eine Schilddrüsen-Operation erschweren, eine entscheidende Rolle.
Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose)
Produziert die Schilddrüse hingegen zu wenig Hormone, sprechen Ärzte von einer Schilddrüsenunterfunktion.
Patienten leiden unter Müdigkeit und Antriebslosigkeit, Gewichtszunahme, Haarausfall, Gedächtnisverlust, trockne und spröde Haut und Verstopfung. Auch Depressionen und Kälteempfindlichkeit oder Zyklusstörungen können Folgen sein.
Was ist Hashimoto?
Bei der sogenannten Hashimoto Thyreoiditis handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung.
Das Immunsystem richtet sich gegen die Schilddrüse und greift das Gewebe an. Dieses entzündet sich dadurch und wird zersetzt. Der Prozess ist schleichend und bleibt oft lange unentdeckt. Im Laufe der Zeit wird immer mehr gesundes Schilddrüsengewebe zerstört und die Schilddrüse kann nicht länger genügend Schilddrüsenhormone produzieren. Es kommt zu einer Unterfunktion.
Symptome von Hashimoto
Dementsprechend geht Hashimoto auch mit den typischen Symptomen einer Unterfunktion einher. Diese können recht diffus und wenig eindeutig sein. Unterfunktionsphasen können sich zudem bei akuten Schüben mit Überfunktionssymptomen abwechseln. Wenn der Körper das Gewebe zersetzt, gelangen mehr Hormone in den Blutkreislauf. Dadurch entstehen temporäre Überfunktionen, auf die dann üblicherweise eine stärkere Unterfunktion folgt.
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Wie wird Hashimoto behandelt?
Die Diagnose stellt oft der Hausarzt. Er untersucht bei begründetem Verdacht das Blut der Patienten auf Thyreoperoxidase-Antikörper (TPO-AK) und Antikörper gegen Thyreoglobulin (Tg-AK). Häufig ist der TPO-AK-Wert erhöht, gelegentlich auch die Tg-AK.
Hashimoto ist nicht heilbar, jedoch recht gut behandelbar. Die fehlenden Schilddrüsenhormone können durch L-Thyroxin substituiert werden, die der Patient täglich einnimmt. Die Dosis erhöht sich im Laufe der Erkrankung, weil die Schilddrüse selbst immer weniger Hormone produzieren kann. Wesentlich bei der Diagnose ist also, die Stoffwechsellage der Schilddrüse zu beurteilen. Dafür nimmt der behandelnde Arzt die drei Werte TSH, T3 und T4. Anschließend passt er die Dosis der Schilddrüsenmedikamente entsprechend an.
Dabei ist vor allem der TSH-Wert im Fokus, weil er als Marker für die Schilddrüsenaktivität gilt. Ist er zu hoch, „feuert“ die Schilddrüse zu stark und versucht die Unterfunktion auszugleichen. Allerdings ist der TSH-Wert als Zielwert inzwischen nicht mehr unumstritten. Denn zum einen gibt es für viele Patienten einen „Wohlfühlwert“, der teilweise sogar über der Grenze zur Überfunktion liegt.
Das subjektive Empfinden der Patienten und die statistischen Zielwerte scheinen also nicht immer übereinzustimmen. Zum anderen zeigt sich, dass TSH und T4-Wert nicht, wie jahrzehntelang vermutet, logarithmisch voneinander abhängen. Stattdessen könnte der T4-Wert möglicherweise deutlich mehr Aufschluss über Vorteile und Risiken der Schilddrüseneinstellung geben könnte.
Klarheit bei der Diagnose bietet auch ein Sonagramm der Schilddrüse. Die Schilddrüse erscheint inhomogen und echoarm. Oft ist sie deutlich kleiner. Bei der hypertrophen Form der Hashimoto- Thyreoiditis kann sie jedoch auch größer werden. Hashimoto ist darüber hinaus mit vielen Erkrankungen assoziiert.
Das bedeutet, dass Krankheiten häufiger bei Menschen auftreten, die an dieser Autoimmunerkrankung leiden, als statistisch erwartbar wäre. Dazu gehören vor allem weitere Schilddrüsenerkrankungen wie Morbus Basedow oder das B-Zell-Lymphom der Schilddrüsen. Das papilläre Schilddrüsenkarzinom findet sich häufiger als bei anderen Patienten.
Auch das Brustkrebsrisiko ist erhöht. Zudem ist es mit weiteren Autoimmunerkrankungen assoziiert. Darunter befinden sich Morbus Addison, Diabetes mellitus Typ I, Autoimmungastritis, Zöliakie, Lupus, Rheuma und mehrere autoimmune Lebererkrankungen.