Der Urin-Code – Was Farbe und Geruch des Urins über unsere Gesundheit verraten

Entweder wollen wir uns einfach nur entleeren und sind froh über eine Toilette. Oder wir schenken dem Urin ganz allgemein wenig Beachtung und spülen ihn einfach weg. Doch Urin steckt voller wichtiger Informationen über unsere Gesundheit.

Denn die Nieren filtern mehr als 180 Liter Blut pro Tag und reinigen so den Körper. Mithilfe des Urins scheidet der Organismus Harnstoff, Harnsäure, Stoffwechselendprodukte wie auch überschüssige Körpersalze aus. Daher sind die Zusammensetzung des Urins und die Menge sehr aussagekräftig. 

Doch nicht nur über Laboranalysen können Rückschlüsse auf etwaige Erkrankungen gezogen werden, auch Farbe und Geruch geben Auskunft über die Gesundheit. Sind diese Kriterien verändert, ist das aber nicht immer ein Zeichen für eine schwerwiegende Erkrankung. Erst wenn Farbe und/oder Geruch über mehrere Urinabgaben hin verändert sind, sollten Betroffene einen Arzt konsultieren.

Was sich hinter verfärbtem Urin verbergen könnte und welche Erkrankungen den Geruch des Urins beeinflussen, lesen Sie in diesem Beitrag.

Urin – ein Abfallprodukt mit vielen Gesichtern

Ein gesunder Organismus produziert täglich etwa 1,5 bis 2 Liter Harn. Wer weniger als 500 ml/Tag ausscheidet, leidet unter einer sogenannten Oligurie. Bei mehr als 2,5 Litern Urin pro Tag sprechen Mediziner von Polyurie.

Wie viel Urin produziert wird, hängt natürlich vom Gesundheitszustand des Menschen ab, aber auch von der Trinkmenge. Besonders im Alter lässt das natürliche Durstgefühl nach, sodass vor allem Senioren oftmals zu wenig trinken. Auch bei einer leichten Temperaturerhöhung von nur 1 Grad Celsius lässt die Urinproduktion merklich nach. 

Harn besteht zu 95 % aus Wasser. Die Nieren filtern pro Minute etwa 180 ml Blut und entziehen diesem Harnstoff, Harnsäure, Blutsalze und Abbauprodukte des Stoffwechsels. Auch Giftstoffe, beispielsweise von Medikamenten oder Bakterien, sowie wasserlösliche Vitamine, Hormone und Farbstoffe werden durch die Nieren gefiltert. In einem komplexen Vorgang konzentrieren die Nieren den Harn, damit nicht unnötig Wasser und Elektrolyte über die Ausscheidung verloren gehen. So bleibt letztendlich nur noch der sogenannte Endharn übrig bleibt. Dieser tropft über die Nierenbecken in die Harnleiter.

Von dort geht es in die Blase, die knapp 1 Liter Urin sammeln kann. Die meisten Menschen verspüren ab einer Füllung von etwa 400 ml Harndrang. Über die Harnröhre wird der Urin ausgeschieden. Gesunder Urin ist blassgelb und geruchlos

Aufgrund der sogenannten Urochrome nimmt Urin eine gelbe Farbe an. Urochrome sind Gallenfarbstoffe, die beim Abbau des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin entstehen. Die meisten Gallenfarbstoffe sind im Stuhl verstoffwechselt, doch einige auch im Harn.

Je nachdem, wie hoch die Konzentration der Urochrome ist, umso mehr wird die Farbintensität beeinflusst. 

Welche Farbe und welchen Geruch hat normaler Urin?

Die Farbskala von Urin variiert bei gesunden Menschen zwischen blassgelb und bernsteinfarben. In der Regel ist der Urin klar und nicht getrübt. Mediziner sprechen von „Champagner-ähnlich“

Wenn sich die Farbe des Harns plötzlich verändert, kann das beunruhigend sein. Die möglichen Ursachen für die Veränderung sind vielfältig und reichen von der harmlosen Ausscheidung natürlicher Lebensmittelfarbstoffe bis hin zu schweren Erkrankungen. Doch nicht nur die Farbe, sondern auch der Geruch ist ein wichtiges Diagnosekriterium. Denn der Urin eines gesunden Menschen ist geruchlos. Wenn Sie verunsichert sind, weil sich Ihr Urin in Farbe oder Geruch verändert hat, sollten Sie besser einen Arzt konsultieren.

Die Veränderungen können isoliert auftreten oder in Verbindung mit Schmerzen beim Wasserlassen, Bauchkrämpfen, Inkontinenz oder Fieber. Dann ist es in jedem Fall ratsam, einen Mediziner zu Rate zu ziehen und die Veränderungen abklären zu lassen. 

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Welche Ursachen haben Veränderungen im Urin?

Was bedeutet roter Urin?

Roter Urin kann auf Blut im Urin hinweisen. In der Regel führen jedoch kleine Mengen an Blut nicht zu einer Verfärbung. Und auch Entzündungen sind nur in sehr seltenen Fällen über roten Urin nachweisbar. Vielmehr ist roter Urin meist auf den Verzehr stark färbender Lebensmittel zurückzuführen. Denn vor allem Rote Bete, Blaubeeren, Rhabarber oder Brombeeren enthalten Unmengen der Pflanzenfarbstoffe Carotin oder Anthocyan, welcher bei der Verstoffwechselung einfach über den Harn ausgeschieden werden. Einige Stunden bis Tage nach dem Verzehr dürfte die rote Färbung des Urins Geschichte sein. Wenn Sie Medikamente wie Rifampicin, Eisen oder Metronidazol einnehmen, können diese den Urin ebenfalls rötlich färben. 

Sollten Betroffene jedoch keine färbenden Lebensmittel verzehrt haben und auch oben genannte Medikamente nicht einnehmen, dann sind die Ursachen für roten Urin vielleicht in der Niere zu suchen. Schwere Nierenerkrankungen oder Fremdkörper in der Harnröhre können fortlaufende Blutungen auslösen.

Diese Ursachen gehen jedoch immer mit weiteren, durchaus schweren körperlichen Symptomen wie Fieber, Bauchschmerzen, Oligurie oder Übelkeit einher. Betroffene sollten in jedem Fall einen Nephrologen aufsuchen.

Nach einem Sturz oder Unfall kann es sein, dass Betroffene roten Urin haben. Grund sind Muskelquetschungen im Bereich der Eingeweide. Das sogenannte Myoglobin, welches dabei entsteht, wird über das Lymphsystem abtransportiert. Letztendlich sind es die Nieren, die das Myoglobin ausscheiden und dadurch den Urin rot färben. Weil diese Teilchen aber viel zu groß für die kleinen Gefäße in den Nieren sind, können diese verstopfen – Nierenversagen droht. Daher gilt es, lieber einmal mehr zum Arzt.

Frauen dürfen in der Schwangerschaft normalerweise keine Veränderungen des Urins aufzeigen. Manchmal kann es jedoch im ersten Trimester zu Blutungen kommen. Aufgrund der anatomischen Nähe zur Scheide ist es möglich, dass leichte vaginale Blutungen zuerst durch roten Urin bemerkt werden. Dies ist ein gynäkologischer Notfall! Auch Frauen in den Wechseljahren beobachten manchmal roten Urin. Auch sie sollten unbedingt abklären lassen, ob nicht bösartige Veränderungen der Gebärmutter Blutungen verursachen und zu den Harnveränderungen führen. 

Wann sieht Urin leuchtend gelb bis orange aus?

Einige Nahrungsergänzungsmittel können den Urin neongelb färben. Dazu zählen zum Beispiel Vitamin B2 und B12 sowie Vitamin D. 

Doch auch eine Gelbsucht kann sich in leuchtend gelbem bis orangem Urin zeigen. Sind auch die weißen Anteile der Augäpfel gelb, dann sollten Betroffene unbedingt einen Arzt aufsuchen und den Gesundheitsstatus abklären lassen.

Warum wird Urin farblos?

Normalerweise ist Urin farblos, wenn er stark verdünnt ist und wenig Urochrome enthält. Durch die Einschränkung der Trinkmenge verschwindet dieses Phänomen jedoch schnell wieder. Wer allerdings permanent unter starkem Durstgefühl leidet, sollte seinen Blutzucker kontrollieren lassen. Denn nicht stillbarer Durst und dauerhaftes Wasserlassen sind häufig Versuche des Körpers, den erhöhten Blutzucker zu verdünnen. 

Dunkelgelber Urin – was nun?

Der Morgenurin der meisten Menschen ist dunkelgelb. Das ist nicht verwunderlich, denn während wir schlafen und keine Flüssigkeit aufnehmen, arbeiten unsere Nieren weiter. Der Urin ist daher stark konzentriert und weist eine hohe Dichte an Urochromen auf. Dunkelgelber Morgenurin verschwindet in der Regel im Laufe der ersten Stunden des Tages. Doch im Sommer, bei Fieber, nach dem Sport oder wenn wir zu wenig trinken, ist der Flüssigkeitshaushalt des Körpers aus dem Gleichgewicht geraten und der Harn wird ebenso dunkelgelb. Viel Wasser oder Tee helfen in den meisten Fällen, um die Symptome der Dehydratation zu beheben. 

Was bedeutet grüner oder blauer Urin?

Es ist sehr selten, dass sich Urin blau oder grün färbt. Grund sind glücklicherweise keine Erkrankungen, sondern Lebensmittel oder Medikamente, die zu dieser Verfärbung des Urins führen. Amitriptylin, ein Antidepressiva, und Propofol, ein Narkosemittel, sind dafür bekannt, grün-blaue Harnverfärbungen zu begünstigen. Aber auch selten verwendete Arzneimittel aus der Rheuma- und Krebstherapie können den Urin grün oder blau färben. 

Wer Lebensmittel mit dem Aufdruck E 133 oder E 131 gegessen hat, kann möglicherweise kurzzeitig grünen Urin ausscheiden. Und auch mit Methylblau gefärbte Süßigkeiten, die in Europa nicht zugelassen sind, führen zu einem grünen Andenken an den Urlaub. 

Was lässt sich aus weißlich-trüben Urin schließen?

Gelber Urin färbt sich durch Beimengungen weißlich-trüb. Dieser kann auf Fehlfunktionen der Nieren, aber auch auf Erkrankungen im Bereich des Urogenitaltraktes deuten. Vor allem Zelltrümmer bei einem Gewebeuntergang, weiße Blutkörperchen bei einer Infektion, Eiter bei schweren Entzündungen oder vaginaler Ausfluss führen zur weißlichen Trübung des Harns. Betroffene sollten in jedem Fall einen Mediziner aufsuchen. 

Wann wird Urin braun?

Ist der Urin bierbraun und wird von Symptomen wie Appetitlosigkeit, entfärbtem Stuhl, Übelkeit und Erbrechen begleitet, deutet dies auf eine schwere Erkrankung der Leber, der Gallenblase oder der Bauchspeicheldrüse hin. Auch eine stark ausgeprägte Gelbsucht oder Morbus Meulengracht färben den Stuhl braun ein. Eine ärztliche Abklärung ist hier Pflicht.

Brauner Urin kann zudem ein Hinweis auf altes Blut sein, das sich im Urogenitaltrakt befindet. In schlimmen Fällen kommt es bei Tumorerkrankungen der Nieren, der Blase oder der Prostata zu gelegentlichen, blutigen Absonderungen, die sich als brauner Urin zeigen. Brauner Urin ist daher immer ein Fall für den Arzt.

Wenn Urin streng riecht

So wie die Farbe lässt auch der Geruch des Urins Rückschlüsse zu. Der Geruch nach faulen Eiern (Ammoniak und Hefe) kann auf Nierenerkrankungen oder eine Harnwegsinfektion hindeuten. Urin, der fischig riecht, tritt möglicherweise mit einer Geschlechtskrankheit in Verbindung auf. Süßlich riechender Urin kann ein Hinweis für Diabetes sein. Prinzipiell gilt: Ist der Geruch des Urins über mehr als 3 Toilettengänge verändert, sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen, insbesondere, wenn andere Symptome und körperliches Unwohlsein hinzukommen. 

Warum schäumt Urin?

Schäumender Urin weist auf Eiweiß hin. Dieses lässt Rückschlüsse auf Niereninsuffizienz, Diabetes, Tumore oder auch falsche Ernährung zu. Es ist in jedem Fall ratsam, schäumenden Urin ärztlich abklären zu lassen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Für eine Diagnose nutzt der Arzt in der Regel die Urinprobe. Anhand der Ergebnisse erfolgt eine adäquate Behandlung: Dehydratation kann mithilfe von Flüssigkeitszufuhr behoben werden.

Bakterielle Infektionen sind mit einem Antibiotikum gut therapierbar. Für schwere Erkrankungen der Niere, Blase, Prostata, Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse oder Gebärmutter ist ein umfassender Behandlungsplan notwendig, der meist stationär eingeleitet wird. 

Fazit

Urin ist normalerweise hellgelb, klar und geruchlos. Weichen Farbe oder Geruch von der Norm ab, kann dies verschiedene Ursachen haben:

  • Störungen des Flüssigkeitshaushaltes

  • Medikamente oder färbende Lebensmittel.

  • Aber auch Infektionen oder schwere Erkrankungen können hinter verfärbtem Urin stecken

Grundsätzlich gilt: Wird eine Veränderung des Urins bemerkt, sollten Betroffene innerhalb weniger Stunden etwa 1,5 Liter Wasser trinken.

Halten die Verfärbung oder der strenge Geruch an, ist es notwendig, dies mit einem Arzt zu besprechen. 

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