Hirntumore: Wie sie behandelt werden

Ein bekannter Neurochirurg sagte einst: "Ein Gehirntumor ist wie ein Lamborghini – rar und unberechenbar".

Denn auch wenn Hirntumore im Vergleich zu anderen Krebsarten selten sind, verändern sie das Leben der Betroffenen drastisch.

In der Medizin werden primäre Tumore, also Krebs, der in den Zellen des zentralen Nervensystems (ZNS) im Gehirn oder im Rückenmark entsteht, von anderen sekundären Hirntumoren unterschieden. Prinzipiell muss jeder Tumor im Gehirn therapiert werden, sei er gutartig (benigne) oder bösartig (maligne).

Die Art der Behandlung richtet sich nach der betroffenen Gehirnregion, dem Ausmaß und dem Allgemeinzustand des Patienten. Wir geben Ihnen einen Einblick zum Thema Hirntumor und informieren Sie über die wichtigsten Behandlungsmethoden.

 

Hirntumor Arten – die Unterschiede

Das Gehirn wie auch das Rückenmark besteht aus Nervenzellen, welche von Gliazellen gestützt werden.

Hinzu kommen sogenannte Oligodendrozyten, die die Markscheiden der Nervenfortsätze bilden. Auch Ependymzellen zur Auskleidung der Hirnkammern (Ventrikel) und des Rückenmarks sind Bestandteil der Zellsubstanz. Hirnhäute bestehen aus Bindegewebe und meningealen Deckzellen. Die Hirnnerven und Rückenmarkswurzeln werden durch sogenannte Schwann-Zellen von den peripheren Nerven isoliert.

Mit einer Ausnahme kann grundsätzlich aus all diesen Zellarten des ZNS ein maligner oder benigner Tumor entstehen. Nur die Nervenzellen unterliegen im ausgereiften Gehirngewebe keiner Teilung mehr, daher ist ein neuronaler Tumor im Erwachsenenalter nicht mehr möglich.

 

Tumorarten

Die häufigsten bösartigen Gehirntumore sind sogenannte Gliome. Dabei entarten die Gliazellen. Da diese Zellen im gesamten ZNS anzutreffen sind, kann infolgedessen ein Gliom in jedem Areal entstehen. Zu den Gliomen zählen Glioblastome, Astrozytome und Oligodendrogliome.

Das Deckgewebe des Nervensystems kleidet den Rückenmarkskanal und die Hirnhöhlen aus. Diese sogenannten Ependymzellen können entarten und zu einem Ependymom anwachsen.

Sind die Hirn- und Rückenmarkshäute, die Meningen, von der Zellentartung betroffen, so sprechen Mediziner von einem Meningeom. Dabei existieren drei verschiedene Hirnhäute, welche unterschiedlich infiltriert werden können.

Das Medulloblastom ist ein Tumor, der zuerst das Kleinhirn befällt und im Laufe des Wachstums auch die Ventrikel und das Stammhirn infiltrieren kann.

Geht der Tumor von einem Hirnnerv aus, so wird er als Schwannom, Neurinom oder Neurofibrom bezeichnet.

 

Gutartige Tumore

Gutartige Tumore wachsen wesentlich langsamer und sind weniger aggressiv als bösartige Hirntumore. Dennoch können sie ebenso schwere Krankheitssymptome hervorrufen und komplizierte Therapien mit sich bringen. Zu den häufigsten gutartigen Tumoren im ZNS zählen die Adenome, Entartungen der Drüsen im Gehirn.

 

Andere Krebsarten wie Lymphome oder Sarkome treten im gesamten Körper auf und können sich auch zuerst im Gehirn manifestieren. Diese ZNS-Lymphome der ZNS-Sarkome werden jedoch nicht zu den hirneigenen Tumoren gerechnet und daher anderes therapiert.

Auch Metastasen im Kopf, sogenannte sekundäre Hirntumore, unterliegen einer anderen Behandlung.

Die Neubildungen, welche ihren Ursprung beispielsweise in einer malignen Zellentartung in Brust, Haut oder Lunge hatten, gelangen durch die Blut-Hirn-Schranke in das ZNS und vermehren sich an einer beliebigen Stelle. Die meisten Betroffenen mit Hirnmetastasen werden im Rahmen einer palliativen Versorgung behandelt.

 

Was sagt die Statistik über Hirntumore?

Im Vergleich zu Darmkrebs, Brustkrebs, Lungenkrebs oder Prostatakrebs ist der primäre Hirnkrebs bei Erwachsenen selten anzutreffen.

Nur etwa 2 % aller Krebsarten sind ZNS-Tumore. Jedes Jahr erhalten etwa 3000 Frauen und 3900 Männer die Diagnose primärer Gehirntumor. Dabei liegt das Erkrankungsalter zwischen 50 und 70 Jahren.

Die Tumore im Gehirn dominieren weit vor den Neubildungen im Rückenmark. Insgesamt sind zwar mehr Männer betroffen, verschiedene ZNS-Tumore, wie das Meningeom, betreffen jedoch überdurchschnittlich häufiger Frauen.

 

Anders ist die Statistik bei Kindern. Nach Leukämie ist der Hirntumor die zweithäufigste Krebserkrankung im Kindesalter und stellt etwa 25 % aller kindlichen Krebsdiagnosen dar. Ein Erkrankungsgipfel ist vor allem zwischen dem 4. und 9. Lebensjahr zu erkennen.

Während Erwachsene zumeist an bösartigen Gliomen oder gutartigen Meningeomen erkranken, finden sich im Kindesalter vorwiegend gutartige Gliome und bösartige Medulloblastome.

Im Gegensatz zu primären Gehirntumoren sind Hirnmetastasen weitaus häufiger anzutreffen. Es streut zwar nicht jeder Krebs in das ZNS, die Wahrscheinlichkeit eines sekundären Hirntumors ist jedoch signifikant höher.

 

Vorbeugung und Früherkennung – Mythen und Fakten über den Hirntumor

Trotz intensiver Forschung ist es bisher nicht gelungen, Risikofaktoren auszumachen, die die Entstehung von Hirntumoren beeinflussen. Noch immer zählt der ZNS-Tumor zu den sporadischen Krebserkrankungen, das heißt, es gibt keine genetischen oder externen Faktoren.

 

Weder Rauchen und Alkohol noch Stress oder Traumata wirken sich auf die Entstehung von Hirntumoren aus. Auch der Zusammenhang zwischen einer erlittenen Schädel-Hirn-Verletzung und Hirnkrebs ist nicht gesichert. Es gibt auch keine Belege, dass Umwelteinflüsse wie elektromagnetische Strahlung durch Hochspannungsleitung oder Mobilfunkmasten die Entstehung von Hirntumoren begünstigt.

Einzig die Bestrahlung des ZNS bei Leukämie im Kindes- und Jugendalter geht mit einem leicht erhöhten Risiko für eine Entartung im ZNS einher. Dieser Auslöser kann jedoch nur für einen Bruchteil der Patienten als signifikanter Faktor benannt werden.

Ebenso können die seltenen Erkrankungen Neurofibromatose, tuberöse Sklerose, von-Hippel-Lindau-Syndrom und Li-Fraumeni-Syndrom zu einem sehr geringen Prozentsatz das Auftreten von Hirntumoren fördern.

Zudem existiert keine Früherkennung für Gehirntumore. Die Betroffenen erfahren die Diagnose nach auffälligen Symptomen von ihrer Erkrankung oder im Rahmen der Nachsorge nach einer durchlebten Krebserkrankung.

 

Gehirntumor Anzeichen – subtil und dennoch klar

Hirntumore sind sehr individuell in Bezug auf Wachstum und Bösartigkeit.

Deshalb verursachen manche Hirntumore Symptome, welche erst spät einschränken, während sich bei anderen Betroffenen sehr rasch Anzeichen für eine Erkrankung im ZNS zeigen. Dabei sind vor allem die Intensität und die schnelle Verschlechterung hervorzuheben.

 

Mögliche Anzeichen sind:

  • Kopfschmerzen, die durch einen erhöhten Hirndruck entstehen und die vor allem im Liegen schlimmer werden und sich nicht durch herkömmliche Schmerzmittel behandeln lassen

  • Übelkeit und Erbrechen, was nicht auf gastrointestinale Erkrankungen zurückzuführen ist und Anzeichen für Sehstörungen, Gleichgewichtsstörungen, erhöhten Hirndruck oder Hirnstammerkrankungen sein können

  • epileptische Anfälle, die nicht im Zusammenhang mit Epilepsie stehen und Ausdruck einer Spannungsentladung durch die Vermehrung der Tumorzellen sein können

  • Koordinationsstörungen, Bewegungsstörungen, Sprachstörungen, Konzentrations- und Merk- sowie Verständnisprobleme, welche auf eine Störung in einer bestimmten Gehirnregion schließen lassen

  • Sehstörungen, die nicht mit einer Sehhilfe ausgeglichen werden können und auf eine Erkrankung des Sehnervs zurückzuführen ist

  • Hormonstörungen, die nicht in Zusammenhang mit einer physiologischen Veränderung stehen

  • Wesensveränderungen, welche nicht durch eine psychiatrische Erkrankung zu erklären sind

 

Hirntumore und ihre Gefahren

Ein Tumor im Kopf kann mit einer Zeitbombe verglichen werden.

Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer lebensbedrohlichen Störung, Fehlfunktion oder Beeinträchtigung kommt, ist sehr hoch. Deshalb ist es überaus wichtig, bei wiederkehrenden oder stärker werdenden Symptomen einen Arzt zu konsultieren.

 

Untersuchung und Diagnostik bei Hirntumoren

Der richtige Ansprechpartner bei oben genannten Symptomen ist ein Neurologe.

Dieser wird nach einer ausführlichen Anamnese verschiedene neurologische Untersuchungen durchführen, um Muskelkraft, Reflexe, Koordination, Sehfähigkeit und Funktion der Hirnnerven zu testen. Steht eine Erkrankung des Gehirns im Raum wird der Neurologe weitere bildgebende Verfahren anordnen. Hierzu zählen beispielsweise CT, MRT, EEG oder eine Nervenwasseruntersuchung.

Um einen Tumor im Kopf klar zu bestimmen und den Hirntumor Grad zu beurteilen, muss im Rahmen einer Operation eine Gewebeentnahme erfolgen.

Nur mithilfe der Biopsie ist es möglich, die Klassifikation des Tumors vorzunehmen und die Behandlung zu planen.

 

Behandlung eines Hirntumors

Die Behandlung eines Hirntumors sollten immer in einem spezialisierten Fachzentrum stattfinden.

Dort arbeiten Fachleute mit großer Erfahrung, die Beratung und Betreuung ist professionell und auf dem neuesten wissenschaftlichen Niveau.

Es existieren neben den Fachzentren auch niedergelassene Ärztegemeinschaften, welche Erfahrung in der Behandlung von Hirntumoren haben und von der Deutschen Krebshilfe gefördert werden. Wie Sie sich als Krebspatient entscheiden, sollte nicht von Ihrem Wohnort oder Ihren Ressourcen abhängig gemacht werden.

Informieren Sie sich, um die beste Behandlung für Ihre Erkrankung zu erhalten.

 

Kliniken für die Behandlung von Hirntumoren

Möglichkeiten der Therapie

Die Tumore können sich an den verschiedensten Stellen im Gehirn bilden und daher ein sehr vielfältiges Bild darbieten.

Auch die Prognose bei einem Hirntumor ist sehr individuell, daher sind die Behandlungen ebenfalls unterschiedlich. Im Allgemeinen stehen OP, Chemotherapie, Strahlentherapie, TTF, Immuntherapie oder eine Kombination aus verschiedenen Methoden zur Auswahl.

 

Eine Hirntumor OP kann verschiedene Ziele haben: die vollständige Entfernung, die Verkleinerung, die Symptomlinderung oder die Verbesserung der Prognose.

Ein gutartiger Hirntumor kann mithilfe der Operation oftmals komplett entfernt werden. Bei einem bösartigen Hirntumor verbessert die Operation die Überlebenschancen signifikant. Eine Hirntumor OP wird ausschließlich in Zentren für Neurochirurgie durchgeführt.

Oftmals wird im Falle eines malignen Tumors eine Strahlenbehandlung angeschlossen. Dadurch sollen noch bestehende Krebszellen abgetötet werden, ohne gesunde Zellen zu zerstören. Die Chemotherapie bei Hirntumoren kann vor der Operation oder anschließend angewandt werden. Trotz der Nebenwirkungen erhöht sich die Überlebenschance durch die Kombinationstherapie von OP, Bestrahlung und Chemo um ein Vielfaches.

Einige Therapien sind noch in der Testphase und können nur bei bestimmten Krebszellen zum Einsatz kommen.

Experimentelle Methoden sind jedoch nicht immer sofort von der Hand zu weisen, sie ermöglichen bei speziellen Zellentartungen eine erhöhte Heilungschance.

 

Prognosen und Chancen

Ob ein gutartiger Tumor gefährlich ist oder ein bösartiger Tumor lebensbedrohlich werden kann, hängt davon ab, wo der Krebs lokalisiert ist, wie das Gewebe aufgebaut ist und wie schnell die Zellen wachsen.

Im Allgemeinen besagt die Statistik, dass gutartige Tumore zu 80 % durch eine Operation vollständig entfernt werden können und die Patienten dadurch als geheilt gelten.

Bösartige Hirntumore lassen sich durch eine Kombinationstherapie zu etwa 70 % erfolgreich behandeln, sodass eine hohe 10-Jahres-Überlebensrate besteht. Auch durch stetige Forschung ist es möglich, mithilfe klinischer Studien von neuen Therapieverfahren zu profitieren und die Überlebenschance nach einem Hirntumor zu erhöhen.

 

Fazit

Ein Hirntumor ist eine seltene Erkrankung, die sowohl Kinder wie auch Erwachsene betreffen kann.

Da keine relevanten Risikofaktoren bekannt sind, ist die Entstehung unklar. Doch gutartige und bösartige Gehirntumore können unbehandelt lebensbedrohlich werden, weil sie verschiedene Funktionen des Gehirns beeinträchtigen.

Unter anderem sind bei Hirnkrebs Koordination, Sehfähigkeit, Merk- und Konzentrationsfähigkeit, Bewegung und Sprache defizitär betroffen, was sich in verschiedenen Symptomen bemerkbar macht.

Deshalb werden Hirntumore, ob benigne oder maligne, immer behandelt. Die Lebenserwartung kann durch eine Kombinationstherapie deutlich erhöht werden.

 

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