Nagelbettentzündung - häufig und schmerzhaft
An den Fingern oder Zehen kann sich das Nagelbett entzünden und starke Schmerzen hervorrufen. Ursache sind meistens Bakterien oder Pilze, die in kleinste Wunden eindringen. Besonders Säuglinge und kleine Kinder sind betroffen. Die Nagelbettentzündung ist eine der häufigsten Infektionen der Hand. In der Regel heilt eine Nagelbettentzündung schnell und ohne bleibende Schäden wieder aus. Doch in einigen Fällen sollten Betroffene bei einer Nagelbettentzündung zum Arzt gehen.
Was eine Nagelbettentzündung ist, wie sie behandelt wird und wann eine invasive Maßnahme durch einen Arzt ratsam ist, lesen Sie in diesem Beitrag.
Was ist eine Nagelbettentzündung?
Die Finger- und Zehennägel bestehen aus einer Nagelplatte (dem eigentlichen Nagel), dem Nagelbett, dem Nagelfalz und dem Nagelwall. Die Nagelplatte ist mit dem darunterliegenden Nagelbett fest verwachsen und geht an den Nagelrändern in die tiefen Schichten der Umgebungshaut über.
Der Nagelfalz sind die seitlichen Hautfalten, die den Nagel umrahmen, als Nagelwall wird die hintere Begrenzung mit dem darüber liegenden Nagelhäutchen bezeichnet. Vor allem die Übergangsstellen zwischen Nagelstrukturen und Haut sind besonders vulnerabel für Infektionen.
Denn das Nagelhäutchen und der Nagelfalz können leicht beschädigt werden, sodass Bakterien oder Pilze sehr schnell in den Körper gelangen. Von dort aus breiten sie sich rasch über das Nagelbett und den Nagelwall aus.
Im Fachjargon wird eine Nagelbettentzündung allgemein als Onychie bezeichnet. Bei einer isolierten Entzündung des Nagelfalzes oder des Nagelwalls wird von einer Paronychie gesprochen.
Verläuft die Nagelbettentzündung um den Nagel herum, so handelt es sich um eine Onychie Panaritium paraunguale. Wenn die Entzündung vorrangig unter dem Nagelbett liegt, wird diese Form als Onychie Panaritium subunguale bezeichnet.
Des Weiteren wird zwischen einer akuten und einer chronischen Nagelbettentzündung unterschieden. Akute Formen können jeden Menschen betreffen, ohne dass spezielle Risikofaktoren für eine Nagelbettentzündung vorliegen müssen. Chronische Nagelbettentzündungen hingegen entstehen immer wieder vorrangig bei Menschen mit einem geschädigten Immunsystem oder bei Personen, die regelmäßig mit hautschädigenden Substanzen in Kontakt kommen.
Welche Ursachen hat die Nagelbettentzündung?
Die bekanntesten Erreger, welche eine Nagelbettentzündung hervorrufen, sind Bakterien wie Staphylokokken und Streptokokken sowie Pilze und Herpesviren. Bei gesunden Menschen mit intakter Haut können sie keinen Schaden an den Nägeln verursachen. Erst über Bagatellverletzungen oder mikroskopische Eintrittspforten gelangen die Keime in den Organismus und führen zu einer Nagelbettentzündung.
Kleinste Hautschäden
Die meisten akuten Nagelbettentzündungen entstehen durch offene oder geschädigte stellen in der Nagelhaut oder im Nagelwall. Dadurch dringen Keime ein und rufen eine Entzündung hervor. Besonders häufig entstehen die kleinen Hautschäden bei der Nagelpflege: Zu kurz geschnittene Fingernägel bieten dem Nagelbett zu wenig Schutz, sodass es rissig und trocken wird. Rund geschnittene Zehennägel fördern das Einwachsen des Nagels in den Nagelfalz. Quetschungen der Nägel durch die Schere begünstigen kleinste Hautschäden. Und das Zurückschieben und Abschneiden des Nagelhäutchens führt nicht selten zu Verletzungen. Doch auch Nägelkauen, zu trockene Haut, übertriebenes Händewaschen oder ätzende Stoffe führen zu Mikroläsionen in der Nagelhaut oder im Nagelwall und erleichtern Keimen die Ausbreitung.
Chronische Krankheiten
Menschen, die durch eine Grunderkrankung nicht über ausreichend Immunmodulatoren verfügen, sind besonders gefährdet, chronische Nagelbettentzündungen zu entwickeln. Vor allem bei Personen mit Diabetes mellitus oder Durchblutungsstörungen kann sich eine Infektion auch bis in die Knochen der Finger bzw. Zehen ausdehnen. Andere immungeschwächte Menschen erkranken sehr häufig im Rahmen einer Nagelbettentzündung an einem Erysipel (Wundrose) mit Beteiligung von Sehnen und anderem Weichteilgewebe. Auch Personen mit trockener Haut, Neurodermitis oder Psoriasis haben ein erhöhtes Risiko, immer wieder an einer Nagelbettentzündung zu erkranken. Bäcker und Konditoren sind ebenso gefährdet, da sie mit zuckerhaltigen Teigen arbeiten und Pilze sich dann besonders gerne vermehren.
Medikamente
Manchmal treten Nagelbettentzündungen auch als Nebenwirkung verschiedener Medikamente in Erscheinung. Besonders Pharmazeutika, die das Immunsystem schädigen oder drosseln sind dafür bekannt, Entzündungen zu begünstigen. Hierzu gehören vor allem Zytostatika (gegen Krebs) und Kortikoide (bei Rheuma, Morbus Crohn und vielen anderen) doch auch Retinoide zur Behandlung von Akne und Schuppenflechte können Nagelbettentzündungen begünstigen.
Wie verläuft eine Nagelbettentzündung?
Wenn sich das Nagelbett entzündet, zeigt sich das meist durch eine starke Rötung der betroffenen Hautstelle, gelegentlich juckt das Nagelbett. Zu den ebenfalls klassischen Anzeichen einer Nagelbettentzündung gehören zudem die Schwellung der Haut sowie eine lokale Übererwärmung der Finger- oder Zehenkuppe. Da besonders die Fingerspitzen von einer Vielzahl Nerven innerviert sind, ist eine Nagelbettentzündung mit mäßigen bis starken Schmerzen verbunden. Anfangs treten diese nur bei Druck zu Tage, im späteren Verlauf sind die Schmerzen dauerhaft.
Bei einem Panaritium subunguale sind Bakterien die Ursache. Diese bilden unter dem Nagel eine Eiterblase, die sich als Schwellung mit starken Schmerzen zeigt. Der entzündete Finger ist dann nicht mehr einsatzfähig, ist ein Zeh betroffen, so wird Gehen zur Qual.
Die Eiterblase kann entweder aufplatzen, sodass sich der Eiter über die Seiten des Nagels entleert. Alternativ muss die Eiterblase chirurgisch eröffnet werden.
Wenn die Nagelbettentzündung über einen längeren Zeitraum besteht, ist das Wachstum des Nagels beeinträchtigt. Der Nagel kann dann brüchig werden, sich wölben oder ganz lösen.
Chronische Nagelbettentzündungen gehen oftmals mit weniger Schmerzen einher. Das liegt daran, dass die Schmerzwahrnehmung durch eine Grunderkrankung oftmals beeinträchtigt ist. Dafür gehen chronische Nagelbettentzündungen aber meist mit einer gelblichen oder grünlichen Verfärbung des Nagels einher. Meist sind bei der chronischen Form durch das Vorliegen mehrerer Risikofaktoren auch mehr als nur ein Finger oder Zeh betroffen.
Welche Risiken gehen mit einer Nagelbettentzündung einher?
In der Regel kann eine Nagelbettentzündung im Anfangsstadium gut selbst behandelt werden. Besonders bei einem intakten Immunsystem und keinen zusätzlichen Erkrankungen ist es nicht zwingend notwendig, sofort einen Arzt für die Therapie zu Rate zu ziehen. Zeigt sich jedoch nach etwa 3 Tagen keine signifikante Besserung, so sollten Betroffene einen Arzt konsultieren, besonders wenn es sich um Säuglinge, Kinder oder immungeschwächte Menschen handelt.
Wird eine Nagelbettentzündung nicht austherapiert, können sich die Erreger ausbreiten - von Nagel und Haut über Sehnen bis hin zu den Knochen. Eine Entzündung dieser Strukturen ist extrem schmerzhaft und die Therapie sehr langwierig. Besonders wenn ein sogenanntes Panaritium vorliegt, sollten Betroffene die Infektion ernst nehmen, da die anatomischen Strukturen an Finger und Zehen das Abfließen des Eiters erschweren und ein Fortschreiten der Infektion begünstigen. Daher sollte jede Nagelbettentzündung behandelt werden.
Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es bei Nagelbettentzündung?
Das Wichtigste bei einer Nagelbettentzündung ist Ruhe für den betroffenen Bereich.
Manipulieren Sie keinesfalls am entzündeten Nagel!
Hausmittel bei Nagelbettentzündung
Im Anfangsstadium haben sich Bäder, Lösungen, Cremes oder Umschläge bewährt. Kräuterhaltige Salben mit Kamille wirken wundheilungsfördernd, desinfizierende Externa töten Bakterien, Viren und Pilze. Produkte wie Kamillosan, Zugsalbe, Zinksalbe oder Ichtolan sind bekannt für die Therapie von Nagelbettentzündungen. Es ist ratsam, die Produkte mehrmals täglich anzuwenden. Am besten ist die Kombination aus desinfizierenden und wundheilungsfördernden Externas.
Wenn die Beschwerden jedoch zunehmen, sich Schwellungen und Rötungen ausbreiten und pulsierende Schmerzen sowie Eiter hinzukommen, sollte auf jeden Fall der Gang zum Arzt obligat sein. Dieser wird verschreibungspflichtige Mittel verordnen, damit die Entzündung zurückgeht.
Nagelbettentzündung OP
Wenn sich größere Eiterherde unter dem Nagel befinden, müssen diese vorsichtig eröffnet werden. Nur so kann der Eiter abfließen und die Entzündung abheilen. Dabei legt der Mediziner im Rahmen eines ambulanten Eingriffes ein Loch durch den Nagel oder entfernt ihn gänzlich. Zum Schutz vor externen Einflüssen und zur besseren Wundheilung bringt der Arzt im Anschluss einen Verband an. Dieser muss bis zum vollständigen Abheilen getragen werden (ca. 3 Wochen). Ein entfernter Nagel wächst in der Regel innerhalb weniger Monate nach.
Sie sollten niemals selbst versuchen, einen Eiterherd zu eröffnen. Denn zu groß ist die Gefahr, dass Sie in tiefer liegende Strukturen vorstoßen und die Keime dorthin verschleppen. Schlimmstenfalls greift die Nagelbettentzündung dann auf den Knochen über und macht wesentlich größere chirurgische Eingriffe notwendig.
Therapie bei chronischen Nagelbettentzündungen
Liegt eine chronischer Verlauf vor, so müssen vor allem die auslösenden Faktoren minimiert oder gänzlich gemieden werden. Für die meisten Menschen, die reizenden Stoffen ausgesetzt sind, reicht es oft, Handschuhe zu tragen und regelmäßig fetthaltige Handcremes aufzutragen. Personen, die an einer Erkrankung leiden, welche das Immunsystem beeinträchtigt, können vor allem durch eine behutsame Nagelpflege verhindern, dass Eintrittspforten für Keime entstehen. Sie sollten zudem bei den ersten Anzeichen einer Nagelbettentzündung einen Arzt aufsuchen. Für diese Personen wäre es auch besser, wenn sie die Nagelpflege durch geschultes Fachpersonal durchführen lassen (Podologen, etc.).
Nagelbettentzündung vorbeugen – geht das?
Damit Nagelbettentzündungen erst gar nicht entstehen, ist es wichtig, Hautverletzungen tunlichst zu vermeiden. Denn nur dann haben Keime keine Chance, in den Organismus einzudringen und das Gewebe zu schädigen. Die besten Tipps gegen Nagelbettentzündungen:
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Nägel allgemein nicht zu kurz schneiden
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Zehennägel gerade schneiden
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richtiges Nagelwerkzeug verwenden: Schere, Klipper oder Feile
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Nagelhäutchen mit einem Schieber entfernen, nicht mit der Schere
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Haut um die Nägel regelmäßig eincremen
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Handschuhe tragen bei Gartenarbeit, Putzen, etc.
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gut sitzendes Schuhwerk tragen
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Socken regelmäßig wechseln
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Magnesium und Folsäure helfen gegen brüchige Nägel
Fazit
Eine Nagelbettentzündung ist eine häufige Infektion der Nagelstrukturen im Finger- oder Zehbereich. Sie entsteht, wenn Bakterien, Viren oder Pilze in winzige Hautläsionen eindringen und sich dort vermehren. Klare Symptome einer Nagelbettentzündung sind Rötung, Übererwärmung, Schwellung und Schmerzen im Nagelbereich. Manchmal sammelt sich zudem Eiter unter dem Nagel oder am Randbereich an.
In der Regel genügt es, eine Nagelbettentzündung im Anfangsstadium mit desinfizierenden Lösungen und wundheilungsfördernden Salben zu behandeln. Wenn sich die Beschwerden verschlimmern, sollten Betroffene einen Arzt zu Rate ziehen.
Dieser kann antibiotische, antivirale oder antifungizide Mittel verordnen. In einigen Fällen ist es notwendig, einen Eiterherd operativ zu eröffnen oder den Nagel zu entfernen.
Dann ist die Heilungsphase wesentlich länger als bei konventionellen Maßnahmen.