Gastroenterologie - Alles über die Fachabteilung für Verdauungsorgane
Gastroenterologie ist ein zusammegesetztes Wort aus den Elementen „gaster“ für Magen, „enteron“ für Darm und „logos“ für Lehre.
Als Teilgebiet der Inneren Medizin befasst sich die Gastroenterologie mit Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes. Bereits 1886 bezeichnete sich Ismar Boas, ein Arzt aus Berlin, als Fachmediziner für Verdauungskrankheiten. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass 1924 das Fachgebiet von der deutschen Ärzteschaft anerkannt wurde und die Facharztweiterbildung für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten in Deutschland Einzug erhielt.
Doch was genau ist die Gastroenterologie? Welche Untersuchungen werden von einem Gastroenterologen durchgeführt?
Warum kann diese nicht ein Facharzt für Innere Medizin vornehmen? Und weshalb finden viele Behandlungsmethoden direkt im Rahmen der Diagnostik statt?
Erhalten Sie in diesem Beitrag Antworten auf Ihre Fragen und erfahren Sie Wissenswertes zum Thema Gastroenterologie.
Was ist die Gastroenterologie?
Die Gastroenterologie ist ein Teilgebiet der Medizin und beschäftigt sich mit Erkrankungen des Verdauungstraktes, zu dem Speiseröhre, Magen, Darm, Leber, Bauchspeicheldrüse, Gallenblase und Milz zählen.
Neben der Ursachenklärung, warum Erkrankungen im Gastrointestinaltrakt entstehen, diagnostizieren und behandeln Gastroenterologen die Patienten und beraten in Bezug auf eine Rezidivprophylaxe (Vorbeugung von erneutem Auftreten einer Erkrankung).
Die wichtigste Untersuchungsmethode in der Gastroenterologie ist die Endoskopie.
Mithilfe dieser Apparatur sind Mediziner in der Lage, gleichzeitig Erkrankungen der Bauchorgane zu diagnostizieren und zu behandeln. Da den Ärzten zur Therapie oftmals viele Möglichkeiten zur Verfügung stehen und die Kuration bei einigen Menschen sehr lange dauert, arbeiten Gastroenterologen mit Medizinern anderer Fachgebiete wie Chirurgen, Radiologen oder Onkologen zusammen.
Ebenso überweisen die Ärzte auch ihre Patienten vor, während oder nach der Behandlung an Mitarbeiter anderer Professionen wie Diabetesberater, Diätassistenten, onkologische Pflegeberatungsstellen oder Selbsthilfegruppen.
Welche Krankheiten werden in der Gastroenterologie behandelt?
Gastroenterologen befassen sich mit der Diagnostik und Therapie von verschiedensten Erkrankungen.
Ob akute Beschwerden oder chronische Leiden – Gastroenterologen sind die erste Anlaufstelle bei wiederkehrenden oder anhaltenden Symptomen, die auf eine Erkrankung im Gastrointestinaltrakt schließen lassen.
Hierzu zählen vor allem:
Erkrankungen der Speiseröhre
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Verengungen
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Geschwüre
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Schluckstörungen
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Sodbrennen
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Speiseröhrenvarizen
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Speiseröhrentumore
Erkrankungen des Magens
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Blutungen
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Entzündungen und Geschwüre
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Schmerzen
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Übelkeit
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Appetitlosigkeit
Erkrankungen des Darms
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Polypen
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infektiöse Darmerkrankungen
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Malabsorptionsstörungen (gestörte Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung)
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Fisteln
Erkrankungen der Gallenblase und Gallenwege
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Gallensteine
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Entzündung der Gallenblase
Erkrankungen der Leber
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Leberentzündung
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Leberzirrhose
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portale Hypertonie
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Leberschwellung
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Lebererkrankungen immunologischer, metabolischer oder vaskulärer Genese
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schwangerschaftsassoziierte Lebererkrankungen
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Lebertumore
Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse
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akute und chronische Pankreatitis (Entzündung)
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Pankreastumore
Erkrankungen der Milz
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Milzschwellung
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Blutungen
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Infektionen
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Milztumore
Sonstige Erkrankungen des Verdauungstraktes
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chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis Ulzerosa, etc.)
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Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Zöliakie u. a.)
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infektiöse Magen- und Darmerkrankungen
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Funktionsstörungen (Reizdarm- oder Reizmagensyndrom, Dyspepsie)
Was zeichnet einen Gastroenterologen aus?
In Deutschland können Ärzte nach Beendigung des Medizinstudiums eine 6-jährige Weiterbildung zum Facharzt für Innere Medizin absolvieren.
Zuständig für den Inhalt der Weiterbildung ist die jeweilige Landesärztekammer. Sie definiertet die Untersuchungs- und Behandlungverfahren, über welche die Mediziner am Ende der Weiterbildungszeit ausreichend Kenntnisse, Erfahrungen und Fertikeiten erlangt haben müssen.
Zu den Aufgaben eines Facharztes für Innere Medizin, eines sogenannten Internisten, gehört die Prävention, Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen des Gefäßsystems, von Hormon- und Stoffwechselkrankheiten, des Herzens, der Verdauungsorgane, von Lungen- und Atemwegserkrankungen, von Nieren- und Harnwegserkrankungen, von Erkrankungen des Stütz- und Bindegewebes sowie des Blutes.
Insbesondere das breite Aufgabensprektrum eines Internisten macht es möglich und notwendig, dass sich für einige Mediziner Schwerpunkte, Spezialisierungen und Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb ihres Fachgebietes ergeben.
Im Rahmen der Zusatzausbildung, welche bereits am Ende der Facharztweiterbildung erworben werden kann, bereitet sich ein Gastroenterologe auf das Tätigkeitsfeld mit Schwerpunkt Verdauungsorgane vor.
Dadurch hat er die Möglichkeit, gezielt Patienten mit Erkankungen dieser Organe zu behandeln und seine Fachkenntnisse und sein Spezialwissen einzusetzen.
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Diagnostik und Behandlung
Welche Untersuchungsmethoden wendet der Gastroenterologe an?
Ösophago-Gastro-Duodenoskopie
Bei diesem Verfahren, umgangssprachlich als „Magenspiegelung“ bezeichnet, untersucht der Gastroenterologe mittels Endoskop (beweglicher Schlauch mit Kamera) über den Mund die Speiseröhre, den Magen und den Übergang zum Dünndarm. Der Patient liegt dabei auf der linken Seite und wird in der Regel kurzzeitig sediert.
Koloskopie
Die „Darmspiegelung“ ist ein Verfahren, bei dem ebenfalls ein spezielles Endoskop zum Einsatz kommt, um über den After den Enddarm und den Dickdarm darzustellen. Während die reine Enddarmspiegelung meist ohne Sedierung erfolgt, werden die Patienten für eine komplette Dickdarmspiegelung in der Regel kurzzeitig in eine leichte Narkose versetzt.
Endosonographie
Bei der Endosonographie werden zwei Diagnostikverfahren miteinander kombiniert: die Sonographie und die Endoskopie. Der Gastroenterologe führt ein Endoskop mit Ultraschallkopf in das zu untersuchende Organ ein, um Bilder über die Beschaffenheit zu machen.
ERCP
Die endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie beschreibt ein Verfahren, bei dem ein spezielles Endoskop sowie ein Kontrastmittel zum Einsatz kommen, um Gallenwege, Gallenblase und Pankreasgang darzustellen und zu therapieren. Diese Methode kann bis zu mehreren Stunden andauern. In dieser Zeit sind die Patienten sediert und werden immer wieder geröngt, damit die zu untersuchenden Organe dargestellt werden können.
ESWL
Bei der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie zertrümmert der Mediziner mithilfe von Stoßwellen, welche außerhalb des Körpers erzeugt werden, Gallensteine, sodass sie auf natürlichem Wege abgebaut oder ausgeschieden werden können.
PTC
Bei der perkutanen transhepatischen Cholangiographie wird mittels Hohlnadel durch die Haut ein Zugang zum Gallenwegssystem geschaffen, um entweder Medikamente einzubringen oder Gallenflüssigkeit abzuleiten
Diagnostik und Behandlung – 2 in 1
Der Vorteil der gastroenterologischen Untersuchungsmethoden liegt darin, das im Rahmen der Diagnostik zugleich auch therapeutische Interventionen (kleine OPs) stattfinden können und dürfen.
Dadurch müssen sich die Patienten seltener einer Intervention unterziehen, haben dadurch geringere Risiken und kurieren schneller.
So ist es beispielsweise möglich, bei der Magenspiegelung einerseits die Organe zu untersuchen, andererseits auch Gewebe für eine Biopsie zu entnehmen, Blutungen zu stillen, Stents einzusetzen, Varizen zu sklerosieren, Verengungen aufzuweiten oder Tumore zu entfernen.
Werden bei der Koloskopie Auffälligkeiten entdeckt, so entnimmt der Gastroenterologe Gewebeproben, entfernt Polypen, vermisst und reinigt Divertikel, setzt Stents ein, dissektiert erkranktes Gewebe oder stillt Blutungen.
Magen- und Darmspiegelung können auch gleichzeitig während einer Sedierung stattfinden, wenn die Indikation dafür vorliegt.
Im Rahmen der ERCP ist es möglich, nach Darstellung der Gallen- und Pankreaswege die Papillen (Mündungen zu anderen Organen) wieder zu eröffnen, Steine zu extraktieren, Stents einzusetzen oder Sonden einzubringen.
Weitere Untersuchungs- und Therapiemethoden der Gastroenterologie
Gastroenterologische Funktionsdiagnostik
Die sogenannte gastroenterologische Funktionsdiagnostik hilft, verschiedene Erkrankungen ohne große Interventionen zu erkennen.
H2-Atemtest
Der H2-Atemtest dient zur Feststellung von Malabsorptionsstörungen von Milchzucker (Laktose) oder Fruchtzucker (Fruktose). Die Testung erfolgt ambulant mittels Lösung, die in bestimmten Abständen von den Patienten getrunken wird, um anschließend die Atemluft auf eine bakterielle Fehlbesiedelung zu überprüfen.
13C-Hp-Atemtest
Beim 13C-Hp-Atemtest soll ein Befall der Magenschleimhaut mit dem Bakterium Helicobacter pylorii ausgeschlossen werden. Diese Methode eignet sich sowohl bei Verdacht als auch nach einer Eradikationstherapie zur Feststellung des Behandlungserfolges.
Kapselendoskopie
Bei der Kapselendoskopie schluckt der Patient eine Kapsel, welche eine Kamera enthält. Diese sendet mehrere Bilder, sodass Erkrankungen des Dünndarms, welcher nicht komplett endoskopiert werden kann, gut erkannt werden.
24 Stunden pH-Metrie-Messung
Die 24 Stunden pH-Metrie-Messung führen Gastroenterologen bei ausgeprägtem Reflux durch. Die in der Speiseröhre platzierte Sonde misst über 24 Stunden den pH-Wert in der Speiseröhre und gibt dadurch Aufschluss über die Intensität und Invasivität der Magensäure im Ösophagus.
Hinton-Test
Der Hinton-Test ist eine Überprüfung bei chronischer Verstopfung. Die Patienten erhalten 6 Kapseln, die sie innerhalb eines vorgegebenen Zeitraumes schlucken müssen. Diese sind über Röntgenbilder nachweisbar und geben Auskunft über die Darmtätigkeit.
D Xylose Test
Besteht der Verdacht auf eine Resorptionsstörung im Dünndarm, ordnen Gastroenterologen den D Xylose Test an. Nach Gabe einer Testsubstanz ist über den Urin eine etwaige verminderte Nährstoffaufnahme nachweisbar.
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Fazit
Die Gastroenterologie ist ein Teilgebiet der Inneren Medizin und befasst sich mit der Prävention, Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen der Verdauungsorgane Speiseröhre, Magen, Darm, Leber, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse und Milz.
In den meisten Fällen suchen Patienten einen Gastroenterologen auf, wenn sie wiederkehrende Beschwerden wie Durchfall, Bauchschmerzen, starken Reflux, Verstopfung, Sodbrennen, Koliken oder Blut im Stuhl haben.
Doch auch zur Verlaufskontrolle bei chronischen Erkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis Ulzerosa, Hepatitis, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Reizdarmsyndrom ist es wichtig, eine enge Anbindung an einen niedergelassenen Gastroenterologen in der Nähe zu wissen.
In den meisten Fällen kombinieren Gastroenterologen diagnostische und therapeutische Interventionen, beispielsweise im Rahmen einer Magenspiegelung oder Darmspiegelung.
Denn aufgrund ihrer Weiterbildung sind sie dazu berechtigt, kleine Operationen wie Blutungsstillung oder Gewebeabtragung durchzuführen.
Ein Gastroenterologe ist auf Erkrankungen des Verdauungstraktes spezialisiert und kann durch viel Erfahrung und Wissen den Betroffenen manchmal besser helfen als Fachärzte für Innere Medizin, die ein sehr großes Sprektum an Krankheiten abdecken müssen.