Herzbeutelentzündung
Was ist eine Herzbeutelentzündung?
ICD I31.9
Eine Perikarditis ist eine Entzündung des Herzbeutels (Perikard).
Häufig ist er nicht allein betroffen, sondern auch die Innenschicht des Herzens oder der Herzmuskel. Eine der Gefahren der Herzbeutelentzündung ist der Perikarderguss, der die normale Herzfunktionen durch die angesammelte Flüssigkeit so stark einschränkt, dass sogar ein Schock droht.
Ein weiteres Risiko ist, dass durch (mehrfache) Entzündungen zahlreiche Vernarbungen entstehen, die das Perikard so unflexibel machen, dass das Herz nur noch eingeschränkt arbeiten kann.
Symptome
Eine Herzbeutelentzündung verursacht häufig starke Brustschmerzen, die im Sitzen bei gebeugtem Oberkörper etwas abnehmen und sich im Liegen verstärken.
Patienten leiden häufig unter Fieber und atmen schneller und weniger tief.
Herzklopfen und -stolpern, Erschöpfung und Müdigkeit können wie Kopfschmerzen und Appetitverlust weitere Symptome sein.
Ursachen
Ärzte unterscheiden zwischen infektiösen und nicht-infektiösen Ursachen.
Die infektiöse Perikarditis kann durch Viren, Bakterien oder Pilzen entstehen.
Sie ist häufig Folge einer zu frühen Belastung nach einer grippalen Erkrankung oder einer Tuberkulose.
Außerdem kann sich der Herzbeutel auch durch Medikamente, Autoimmunerkrankungen oder Stoffwechselstörungen wie Gicht entzünden.
Tumore und ihre Bestrahlung, Medikamente und Herz-OPs sowie Herzinfarkte können ebenfalls eine Perikarditis auslösen.
Untersuchung und Diagnose
Die Perikarditis ist von anderen Herzkrankheiten mitunter recht schwer zu unterscheiden.
Um eine Perikarditis eindeutig diagnostizieren zu können, erhebt der Arzt die Krankengeschichte und hört das Herz mit einem Stethoskop ab. In der Herzregion ist dabei häufig ein Reibegeräusch über der Herzregion zu hören. Es verschwindet, wenn sich ein Erguss im Herzbeutel bildet.
Zur Diagnosesicherung erstellt er zudem ein Elektrokardiogramm (EKG), das häufig typische Veränderungen im Vergleich zum Gesunden zeigt.
Diese können denen eines Herzinfarktes ähneln. Eine Ultraschalluntersuchung ist notwendig, um einen Perikarderguss zu diagnostizieren und seine Größe zu erfassen.
Durch Laboruntersuchung kann die Entzündung besser eingeschätzt und oft auch vom Herzinfarkt abgegrenzt werden. In manchen Fällen sind auch Röntgenuntersuchungen oder sogar eine Punktion notwendig.
Wie läuft die Behandlung ab?
Konservativ
Wenn Ärzte eine akute Perikarditis feststellen, lässt sich diese häufig gut zuhause behandeln.
Mittel der Wahl sind dann Ruhe und eingeschränkte körperliche Aktivität, Colchicin und entweder Acetylsalicylsäure (auch bekannt unter ASS oder dem Handelsnamen Aspirin©) oder NSAR wie Ibuprofen.
Sollte dies nicht möglich sein und kein Infekt als Ursache vorliegen, sind niedrig dosierte Kortikosteroide eine weitere Behandlungsmöglichkeit. Auch bei einer rezidivierenden Perikarditis nutzen Ärzte diese Mittel.
Sollte sich der Zustand des Patienten nicht bessern, können Anakinra oder Azathioprin in manchen Fällen noch eine Operation verhindern.
Operativ (Perikardektomie)
Eine Perikardektomie setzen Mediziner erst dann ein, wenn alle vorhergegangen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind und keine ausreichende Linderung gebracht haben.
Auch bei der konstriktiven Perikarditis kommt sie zum Einsatz. Dabei wird der Herzbeutel ganz oder teilweise entfernt.
Es handelte sich lange um eine offene Therapie, heute ist sie jedoch auch thorakoskopisch möglich.
Krankheitsverlauf und Prognose
Eine infektiöse akute Perikarditis bildet sich vielfach innerhalb von zwei Wochen zurück.
Es ist jedoch nicht unüblich, dass sie nach einigen Wochen erneut auftritt. Bei der nicht-infektiösen Variante hängen Verlauf und Prognose maßgeblich von der Ursache ab.
Bei immer wiederkehrenden Entzündungen, wie dies beispielsweise bei Tuberkulose immer noch häufig der Fall ist, ist eine Operation meist unumgänglich.
Gibt es Spezialisten für Perikarditis?
Ärzte
Auch Hausärzte erkennen eine Perikarditis üblicherweise recht zuverlässig und haben in leichten Fällen alle Mittel zur Verfügung, diese zu behandeln.
Bei schwierigen und komplexeren Fällen überweisen sie den Patienten direkt an die Klinik oder einen Kardiologen.
Kliniken
Jede Klinik mit herzchirurgischer Abteilung ist eine gute Anlaufstelle.
Patienten können die jährlich behandelten Fälle von Herzbeutelentzündung als Anhaltspunkt nutzen, um Kliniken mit erfahrenen Chirurgen und spezialisiertem Personal zu finden.