Im Rahmen des Qualitätsmanagements werden in spezifischen Fachgruppen Fragenkataloge für eine Zertifizierung formuliert. Diese stellen Kriterien dar, die ein Krankenhaus erfüllen muss. Demzufolge ist es nicht ausreichend, nach einer Selbstbewertung ein Zertifikat zu erhalten.
In Deutschland sind KTQ, ISO 9001, Procumcert (PCC) und Joint Comission International (JCI) die Marktführer und vergeben die meisten Zertifikate jährlich. KTQ, ISO 9001 und PCC sind sich in ihren Grundzügen sehr ähnlich, sie haben ein sehr komplexes Bewertungssystem, bei dem einige Kriterien als Kernkriterien gesehen und mit dem Faktor 1,5 multipliziert werden. Um ein Zertifikat zu erhalten, müssen mindestens 55 Prozent der möglichen Punkte erreicht werden, wobei nicht weniger als 40 % durch die Kernpunkte ausgemacht werden dürfen. Die Prüfpunkte werden in einer Antwort bewertet, die wiederum Grundlage für eine Punktevergabe darstellt. Somit ist die Vergabe schwer überprüf- und nachvollziehbar. JCI hat als einzige Kommission die Prüffragen so gestellt, dass sie mit "Ja" oder "Nein" bewertet werden müssen und damit das Ergebnis einfach zu verstehen ist.
In der Praxis beurteilen die Kliniken ihre eigenen Prozesse, Methoden und Strukturen vorab nach dem PDCA-Schema:
-
P: Ist-Situation beschreiben, Ziele und Methoden planen, Verantwortlichkeiten bestimmen
-
D: Umsetzung in der Praxis
-
C: Überprüfung und Abgleich
-
A: Ableiten von Maßnahmen zur Verbesserung oder Anpassung
Nach dem PDCA-Prozess kann der IST-Zustand mit den Kriterien für eine Zertifizierung abgeglichen werden. Je höher der Grad der Übereinstimmung ist, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit eines Gütesiegels. Die Vorlage des PDCA-Prozesses ist Voraussetzung für den Antrag.
Im Rahmen einer Visitation bewerten dann mehrere Personen aus einer Zertifizierungsstelle das Krankenhaus in den Professionen Medizin, Pflege und Ökonomie. Diese Prozedur zieht sich über mehrere Tage hin. Die Bewertung beinhaltet nicht nur kollegiale Dialoge, sondern auch Begehungen von Bereichen und Abteilungen unter Einhaltung von Intimsphäre und Datenschutz. Die Visitatoren hinterfragen auf Basis ihrer eigenen Erfahrungen die tägliche Praxis, Abläufe und Prozesse. Kurze Zeit später erhalten die Krankenhäuser den Visitationsbericht als schriftliche Rückmeldung. Der Bericht soll als Leitlinie gelten, um Verbesserungsvorschläge vonseiten der Visitatoren in Projekten von Qualitätszirkeln umzusetzen.
Auf Grundlage des Visitationsberichtes wird ein Qualitätsbericht erstellt, der die Übereinstimmung des IST-Zustandes mit den Bewertungskriterien für Zertifizierungen darstellt. Die Visitatoren der Zertifizierungsstelle sprechen dann eine Empfehlung zur Vergabe eines Gütesiegels oder eines Zertifikates gegenüber den Zertifizierungsstellen aus. Im Rahmen der Zertifizierung werden dem Krankenhaus der Qualitätsbericht und das Gütesiegel oder das Zertifikat übergeben.
Die Klinik hat dann die Möglichkeit, öffentlichkeitswirksam ihre Zertifizierung darzustellen. Denn ein Gütesiegel hat den Vorteil, dass einerseits die Besonderheiten eines Krankenhauses hervorgehoben und andererseits ähnliche Kliniken miteinander vergleichbar gemacht werden.