Potenzmittel – wie sie wirken, was sie können – und was nicht

Die erektile Dysfunktion (oder im Volksmund: Impotenz) ist eines der medizinischen Themen, über das Betroffene nicht gerne sprechen.

Das führt häufig dazu, dass die Dysfunktion nicht richtig oder überhaupt nicht behandelt wird. Die Furcht, eine derartige „Schwäche“ zuzugeben, ist bei Männern einfach sehr groß, selbst gegenüber dem eigenen Arzt. Dabei sollte es überhaupt kein Tabuthema sein, denn Impotenz kann auch ein Symptom ernstzunehmender Erkrankungen sein, denen man in jedem Fall auf den Grund gehen sollte.

Und hier sind wir schon bei der ersten und wichtigsten Regel: Bei anhaltenden Potenzproblemen sollte man(n) auf jeden Fall den Arzt aufsuchen. Versteckt sich hinter einer Potenzstörung nämlich ein bevorstehender Schlaganfall oder Herzinfarkt, besteht dringender Handlungsbedarf.

Außerdem ist es gefährlich, Potenzmittel ohne ärztlichen Rat einzunehmen, da diese erstens richtig dosiert sein müssen und zweitens bestimmte Nebenwirkungen (z. B. auf den Blutdruck) andere Erkrankungen verschlimmern können.

Hier also nochmal der klare Rat: Lassen Sie eine Potenzstörung in jedem Fall ärztlich abklären, bevor Sie irgendwelche Potenzmittel ausprobieren.

 

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Viagra - das bekannteste "Wundermittel"

Heutzutage fällt einem beim Thema Potenzmittel sofort die blaue Pille ein. Unter dem Handelsnamen Viagra wurde vor rund 25 Jahren erstmals ein wirklich wirksames Potenzmittel vorgestellt, das vielen Männern half, die Standfestigkeit zu erhöhen.

Interessanterweise wurde der Wirkstoff Sildenafil ursprünglich als Herzmittel zur Behandlung von koronaren Herzerkrankungen entwickelt. Sildenafil sollte entspannend auf die Herzgefäße wirken und somit bestimmte Beschwerden lindern. Es zeigte sich aber bald, dass das nur bedingt funktionierte. Dafür trat bei vielen Patienten eine besondere Nebenwirkung auf – eine stabile und lange anhaltende Erektion.

Schnell wurde klar, dass Sildenafil bei erektiler Dysfunktion ein wirksames Mittel war – und der Siegeszug von Viagra, Cialis und Co. war nicht mehr aufzuhalten.

Obwohl es seit Jahrtausenden immer wieder pflanzliche und chemische Potenzmittel gegeben hat, konnte keines eine derart nachhaltige und nachprüfbare Wirkung erzielen. Neben Sildenafil gibt es verwandte Wirkstoffe, die alle in modernen Potenzmitteln Verwendung finden.

Sie sind unter Bezeichnungen wie Tadalafil, Vardenafil oder Avanafil bekannt und wirken alle auf ähnliche Weise.

 

Die typische Viagra-Pille in blau

 

Wirkungsweise von Potenzmitteln

Um die Wirkungsweise von Sildenafil und ähnlichen Potenzmitteln zu verstehen, müssen wir zunächst das eigentliche Problem beleuchten.

Bei erektiler Dysfunktion kann der Penis trotz sexueller Erregung nicht ausreichend aufgerichtet werden. Der Penis besteht aus Schwellkörpern, die sich bei sexueller Erregung mit Blut füllen. Eine stabile Erektion ist aber nur so lange gegeben, wie die Erweiterung der Gefäße in den Schwellkörpern besteht. Wenn diese sich erweitern, kann mehr Blut in den Penis fließen und somit für die Erektion sorgen.

Verantwortlich für die Steuerung der Erweiterung ist ein Enzym namens Phosphodiesterase 5 – oder einfach PDE5. Sildenafil und die anderen Wirkstoffe moderner Potenzmittel hemmen diese Botenstoffe, so dass die Erektion länger und stabiler bestehen kann, weil die Schwellkörper mit Blut gefüllt bleiben.

Das funktioniert normalerweise aber nur, wenn der Patient tatsächlich sexuell erregt ist – fehlt es an sexuellem Verlangen, hilft ein Potenzmittel wie Viagra den meisten Männern nicht weiter. Es steigert nicht die Lust, sondern nur die „technische“ Fähigkeit zur Erektion.

Die richtige Wirkung hängt aber auch von der korrekten Dosierung und der richtigen Art der Einnahme ab. In Verbindung mit Alkohol oder sehr fettreichen Mahlzeiten kann selbst die beste Potenzpille oft nicht weiterhelfen, da die Aufnahme der Wirkstoffe im Darm durch Alkohol und Fett beeinträchtigt wird.

Nebenwirkungen sind ebenfalls möglich, da der Effekt auf die Gefäße nicht nur auf den Penis begrenzt ist.

 

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Typische Nebenwirkungen von Potenzmitteln

  • Kopfschmerz
  • Schwindel
  • gesteigerte Lichtempfindlichkeit
  • gerötete Augen
  • Sehstörungen
  • Kreislaufstörungen
  • Dauererektion

Die meisten dieser Nebenwirkungen sind nur leicht und von vorübergehender Art.

Treten allerdings sehr starke Kopfschmerzen oder extreme Sehstörungen sowie Kreislaufsymptome auf, sollte sofort ein Arzt benachrichtigt werden. Die Erektionsdauer variiert je nach Patient zwischen 30 Minuten und mehreren Stunden.

Alles in diesem Zeitraum ist normal. Sollte allerdings eine Dauererektion auftreten, die einfach nicht mehr abklingt, muss der Patient umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Bei Fortbestehen einer Erektion von mehr als 24 Stunden besteht die Gefahr, dass es zu ernsten Komplikationen kommt, die im Extremfall mit einer Amputation enden können. Um dies zu verhindern, muss dem Penis das Blut dann mittels Spritze entzogen werden, um die Erektion zu beenden.

Diese Nebenwirkung ist selten, aber aufgrund ihrer potenziell dramatischen Folgen nicht zu unterschätzen. Sie tritt übrigens besonders häufig auf, wenn Patienten es zu gut meinen und mehrere Pillen auf einmal nehmen. Die Dosierung sollte daher immer mit dem Arzt festgelegt und sorgfältig eingehalten werden.

 

Die richtige Diagnose ist wichtig

Es gibt viele Gründe dafür, dass die Erektionsfähigkeit eingeschränkt sein kann.

Bei vielen Männern sind Potenzstörungen durch ihr Alter begründet – und hier findet sich auch die Hauptzielgruppe für die Anwendung von Potenzmitteln wie Viagra. Hier hilft die Pille meist sehr gut. Auch bei Patienten, deren Erektionsstörung psychisch bedingt ist, können Sildenafil und Co. wirken, weil die Furcht vor dem Versagen durch die stabile Erektion in den Hintergrund tritt.

Oft treten Erektionsstörungen als Nebenwirkungen von anderen Medikamenten auf – hier sollte der Patient auf keinen Fall eigenmächtig Viagra oder andere Potenzmittel einnehmen, da Wechselwirkungen (z. B. mit Mitteln zur Behandlung von Bluthochdruck) zu ernsten Folgen bis hin zu Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können.

Funktionsstörungen, die durch Verletzungen, nach Operationen oder Nervenschädigungen begründet sind, lassen sich durch Sildenafil meist nicht beheben. Da die Ursachen so vielfältiger Natur sein können, sollte das Gespräch mit dem Urologen (der als Facharzt für Erektionsstörungen zuständig ist) vor jeder Selbstbehandlung erfolgen.

Außerdem sind Potenzmittel mit Wirkstoffen wie Sildenafil verschreibungspflichtig. Ohne ein Rezept vom Arzt bekommt man es also gar nicht.

 

Potenzmittel aus dem Internet? Achten Sie auf seriöse Anbieter!

Natürlich können Sie ein vorliegendes Rezept in einer seriösen Internet-Apotheke einlösen.

Aber auf keinen Fall sollten Sie auf dubiose Angebote für Potenzmittel eingehen, die Ihnen rezeptfrei im Internet angeboten werden. Wenn Sie überhaupt etwas für Ihr Geld bekommen, wissen Sie nie, ob und welcher Wirkstoff tatsächlich in den (dem Original oft täuschend ähnlich sehenden) Pillen steckt.

Im besten Fall haben die Tabletten gar keine Wirkung und waren einfach nur teuer – im schlimmsten Fall können sie aber falsch dosiert sein oder ganz andere Wirkstoffe bzw. Verunreinigungen enthalten, die zu schwersten Gesundheitsstörungen bis hin zum Tod führen können.

Kaufen Sie Potenzmittel für Männer also nur mit einem gültigen Rezept in der Apotheke Ihres Vertrauens oder bei seriösen Online-Anbietern, die Ihnen ein Rezept ausstellen.

 

Rezeptfreie und pflanzliche Potenzmittel

Natürliche Potenzmittel gibt es schon seit Jahrtausenden. Viele Mythen bestehen über die Wirksamkeit bestimmter Nahrungsmittel oder anderer Stoffe, die Betroffene einnehmen sollen. Eine tatsächliche Wirksamkeit konnte in wissenschaftlichen Studien bis zum heutigen Tag nicht nachhaltig bewiesen werden.

Zwar gibt es Hinweise darauf, dass sich eine bestimmte Ernährungsweise oder besondere Nahrungsmittel auf die Stoffwechselprozesse im Körper positiv auswirken können, die für die Steuerung der sexuellen Funktion mitverantwortlich sind. Auch die Wirkung bestimmter Substanzen auf den Blutkreislauf oder die Muskelspannung kann einen gewissen Effekt bei manchen Patienten mit erektiler Dysfunktion haben.

Das natürliche Allheilmittel für Impotenz gibt es jedoch nicht.

Auch tierischen Produkten sagt man oft eine potenzsteigernde Wirkung nach. So müssen Tigerhoden, Nashorn-Hörner und andere Substanzen für alle möglichen Mythen herhalten.

Sehr beliebt ist die Zufuhr von Eiweiß in verschiedenster Form. Vor allem Fisch und Meeresfrüchte gelten als gute Eiweißlieferanten und sollen die Standfestigkeit erhöhen. Eine eiweißreiche Ernährung ist für die Muskelfunkton wichtig – und somit können solche Nahrungsmittel durchaus einen Effekt auf die muskulären Vorgänge im Penis haben.

Mittel, die sich auf den Kreislauf auswirken, wie Pilze oder Wurzeln wie der Ginseng, sollen laut Naturmedizinern ebenfalls sehr gut bei Potenzstörungen wirken. Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass beispielsweise Ginseng als pflanzliches Potenzmittel die Konzentration von Stickstoffmonoxid im Blutkreislauf erhöht.

Da dieses ebenfalls die Blutgefäße erweitern kann, ist eine Wirkung auf die Erektionsfähigkeit möglich. Allerdings ist Ginseng nicht wie ein chemisches Potenzmittel zur sofortigen Anwendung geeignet, da der Effekt erst nach einer langfristigen Einnahme des Präparats auftritt. Die Studienlage ist allerdings unzureichend, um von einem nachgewiesenen Effekt zu sprechen.

Unterscheiden muss man außerdem zwischen reinen Potenzmitteln, die eine erektile Dysfunktion beheben sollen, und sogenannten Aphrodisiaka, die zur Steigerung der Lust eingenommen werden. Über die Wirkung der einzelnen Mittel streiten Anbieter und Wissenschaftler seit vielen Jahrhunderten. Allerdings sollte der Placebo-Effekt bei der Einnahme von Potenzmitteln nicht unterschätzt werden. Gerade bei Patienten, deren Potenzstörung psychisch bedingt ist, kann der Glaube an die Wirkung Berge versetzen – oder zumindest für eine stabile Erektion sorgen. Funktionell bedingte Impotenz wird man damit allerdings kaum behandeln können.

 

Beliebte natürliche Potenzmittel

 

  • Muskatnuss

  • Garnelen, Austern, Shrimps, Lachs

  • rohe oder gekochte Eier

  • Hoden von Tieren

  • sogenannter Tigerbalm

  • Nashornpulver

  • Ginseng

  • Trüffel

  • Minze

  • Moschus

  • Akupunktur

  • bestimmte Pilzarten

  • Haifischflossen

  • Spanische Fliege

 

Pflanzliche oder natürliche Potenzmittel? Achtung!

Viele Patienten sind der Ansicht, dass etwas, das aus der Natur kommt, nicht schädlich sein kann.

Daher werden alle möglichen Dinge als Potenzmittel ausprobiert. Aber wie wir alle wissen, gibt es durchaus Pflanzen, Kräuter, Früchte und Pilze, die eine pharmakologische Wirkung haben können. Vergiftungen sind eine mögliche Folge, von unerwünschten Nebenwirkungen ganz abgesehen. Auch, wenn solche natürlichen Potenzmittel dem einen oder anderen Patienten helfen mögen, sollten sie nicht auf gut Glück und ohne Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden.

Zu groß ist die Gefahr von Wechselwirkungen oder anderen unerwünschten Effekten.

So dürfen bestimmte pflanzliche Mittel nicht zusammen mit Antidepressiva eingenommen werden, während andere Stoffe Leber und Nieren schädigen können. Besonders die früher oft angepriesene „Spanische Fliege“ ist schlicht und einfach giftig. Abstand nehmen sollten Sie generell von Produkten, deren Wirkung nicht nur zweifelhaft ist, sondern die auch noch illegal sind, wie etwa echter Tigerbalm oder Nashornpulver.

Besonders in Asien müssen immer noch zahllose geschützte Tiere für die (letztlich nicht wirksamen) Potenzmittel sterben.

 

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Fazit: Immer zuerst zum Arzt

Die medizinische Abklärung einer erektilen Dysfunktion ist Grundvoraussetzung für die richtige Behandlung. Medikamente wie Viagra müssen vom Arzt verschrieben werden und sollten nur in der empfohlenen Dosierung eingenommen werden. Eine Selbstbehandlung (insbesondere mit illegal verkauften Potenzmitteln) kann böse Folgen haben, außerdem können ernstere Grunderkrankungen übersehen werden, für die eine Potenzstörung manchmal nur ein Symptom ist.

Natürliche Potenzmittel bleiben den letzten Beweis der Wirksamkeit oft schuldig, können aber durchaus gewisse Effekte auf den Körper haben – erwünschte wie unerwünschte. Am wichtigsten ist, keine Angst vor dem vermeintlichen Tabuthema zu haben und offen mit dem behandelnden Arzt darüber zu sprechen.

 

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