Wirbelbruch
Eine Wirbelfraktur bezeichnet einen Bruch der Knochenstruktur eines Wirbels. Jährlich erleiden knapp 250.000 Menschen zwischen 50 und 80 Jahren eine Wirbelfraktur.
Erfahren Sie hier mehr zum Thema Wirbelfraktur und dessen Behandlungsmöglichkeiten.
Was ist eine Wirbelfraktur?
Ein Wirbel besteht aus dem Wirbelkörper, dem Dornfortsatz und dem Querfortsatz. Je nach Lokalisation des Bruches spricht man von einer Wirbelkörperfraktur, Dornfortsatzfraktur oder einer Querfortsatzfraktur.
Verschiedene Bruchformen einer Wirbelfraktur
Kompressionsverletzung:
Bezeichnung für den Einbruch der Deck- und Grundplatte des Wirbelkörpers.
Rotationsverletzung:
Bezeichnung für den Bruch des Wirbels in der Rotationsbewegung, längst verlaufende Bänder und die Bandscheiben sind hier häufig mitbetroffen.
Distraktionsverletzung:
Der Wirbel reißt im hinteren Bereich in Querrichtung, zusätzlich kann die Bandscheibe betroffen sein.
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Unterschiede stabiler/ instabiler Wirbelbruch
Um die geeignete Therapieform zu wählen, ist ebenfalls entscheidend, ob es sich um einen stabilen oder instabilen Bruch des Wirbels handelt.
Von einem stabilen Wirbelbruch spricht man, wenn umliegendes Gewebe und Bänder nicht beschädigt sind.
Der Wirbelkanal ist nicht durch den Bruch betroffen. Der Wirbelkörper ist weiterhin stabil gegenüber den auf die Wirbelsäule wirkenden Kräften und verfügt noch über genug Stabilität, um einer Bewegung in Beugerichtung standzuhalten.
Über 80 Prozent der Wirbelfrakturen sind stabile. Beispiele hierfür sind eine Wirbelkörperfraktur ohne Bandscheibenverletzung, eine Wirbelbogenfraktur und auch eine isolierte Bandscheibenverletzung.
Ein instabiler Wirbelbruch liegt vor, wenn der hintere Teil des Wirbels von der Fraktur betroffen ist.
Demnach entsteht eine große Instabilität. Bei dieser Form des Bruches besteht die Gefahr das Rückenmark, also den Wirbelkanal, durch freie verschobene Knochenbruchstücke zu beschädigen.
Ein instabiler Bruch kann zu einer Querschnittslähmung führen. Beispiele hierfür sind ein Verrenkungsbruch an der Halswirbelsäule, eine Trümmerfraktur des Wirbels oder eine Wirbelbogenverletzung.
Ursachen und Symptome einer Wirbelfraktur
Ursachen
Eine Wirbelfraktur kann entweder durch Osteoporose, ein indirektes oder ein direktes Trauma entstehen. Besonders verletzungsgefährdet sind dabei die Übergänge der einzelnen Wirbelsäulenabschnitte. Bricht der Wirbel auf Grund eines Traumas, also einer großen Krafteinwirkung von außen auf den Wirbel, spricht man von einem traumatisch bedingten Wirbelbruch.
Bricht ein Wirbel ohne Einwirkung von außen bezeichnet man dies als spontanen Wirbelbruch. Natürlich passiert dies nicht einfach so, bei einem spontanen Wirbelbruch liegt eine Schädigung der Knochenstruktur des Wirbels bereits vor. Erkrankungen wie Osteoporose sorgen dafür, dass die Knochendichte sinkt und der Wirbel irgendwann den normalen Anforderungen nicht mehr standhält und einbricht.
Symptome
Symptome einer Wirbelfraktur sind anhaltende, lokale Schmerzen an der Bruchstelle. Die umliegende Muskulatur kann sich durch das Einnehmen einer Schonhaltung ebenfalls stark verspannen und zusätzlich Schmerzen auslösen.
Sind Nervenbahnen durch den Wirbelbruch beschädigt oder eingeklemmt worden können mit den lokalen Schmerzen an der Bruchstelle auch stechende neuropathische Schmerzen und Gefühlsstörungen auftreten.
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Richtig Verhalten bei einem Wirbelbruch
Eine Wirbelfraktur ist eine schwerwiegende Verletzung. Daher sollten Sie sofort einen Krankenwagen rufen, wenn ein oder mehrere Punkte zutreffen:
-
Sie hatten einen Unfall oder ein Trauma
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Sie haben Schmerzen in der Wirbelsäule, die vorher nicht bestanden
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Sie haben Taubheitsgefühle in Armen oder Beinen
-
Sie haben Schwierigkeiten beim Wasserlassen, Schluckstörungen oder unkontrollierten Harnverlust
Wenn Sie den Verdacht haben, einen Wirbelbruch erlitten zu haben, sollten Sie jede weitere Bewegung vermeiden. Denn in einigen Fällen geht die Wirbelsäulenfraktur mit Verletzungen von Nerven, Organen oder Muskeln einher. Um einen stabilen Wirbelbruch nicht zu einem instabilen Wirbelbruch zu machen, verzichten Sie daher auf jede Bewegung, bis Sie der Notarzt versorgt.
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Wie kann ich einen Wirbelbruch behandeln lassen?
Eine Wirbelfraktur sollte immer behandelt werden.
Der Facharzt für Orthopädie führt eine genaue Anamnese durch und betrachtet zudem die Wirbelsäule im Röntgenbild.
Die Behandlung kann konservativ oder auch chirurgisch geschehen. Welche Behandlung die geeignete ist, muss je nach Fall individuell entschieden werden.
Stabile Brüche der Wirbelkörper werden meist konservativ behandelt. Patienten bekommen Bettruhe verschrieben bis die Schmerzen des Bruches nachlassen. Bei einem Bruch der Halswirbelsäule kann es vorkommen, dass durch Extension, einer Streckung der Wirbelgelenke unter Röntgenkontrolle, die Wirbel wieder ausgerichtet werden müssen. So verhindert man eine Verkrümmung der Wirbelsäule. Danach bekommen Betroffene einen leichten Kragen.
Bei Brüchen im Lenden- und Brustwirbelbereich wird auf ein stützendes Korsett zurückgegriffen. Das Korsett stützt so lange den Oberkörper, bis der gebrochenen Wirbel wieder geheilt ist.
Ist jedoch erkennbar, dass die Verkrümmung in Folge des Bruches, größer als 20 Grad sein wird, wird auch ein stabiler Wirbelbruch operiert, da eine Krümmung der Wirbelsäule weit schlimmere Spätfolgen haben würde.
Instabile Brüche werden immer operativ behandelt, da man Verletzungen des Rückenmarkes verhindern, bzw. schnell wieder beheben will.
Konservative Wirbelbruch Behandlung
Die konservative Therapie umfasst neben Bettruhe auch Massagen, Wärme- oder Kälteanwendungen, Physiotherapie sowie Hilfsmittelversorgung. Dadurch erzielt man in der Regel eine gute Prognose.
Die Ruhigstellung erlaubt dem Körper, im Bereich der Fraktur neue Blutgefäße auszubilden, tote Knochensubstanz abzubauen und neuen Knochen aufzubauen. Während der 3 bis 4 Wochen Bettruhe hat der Organismus Zeit, die Bruchenden durch Bindegewebe zu vereinen und mittels Kalzium-Einlagerung auszuhärten.
Massagen sind dann indiziert, wenn aufgrund der Wirbelfraktur Muskelverhärtungen entstanden sind. Diese führen andernfalls zu Schmerzen und Schonhaltung, sodass die Heilung beeinträchtigt ist.
Wärme- oder Kälteanwendungen zielen darauf ab, Schmerzen zu lindern oder Blutergüsse zu behandeln.
Im Rahmen der Physiotherapie lernen die Betroffenen, wie sie sich am besten bewegen. Das sogenannte En-Bloc-Aufrichten ermöglicht es, trotz Wirbelfraktur aus dem Liegen ins Sitzen zu gelangen. Voraussetzung ist die Versorgung mit den richtigen Hilfsmitteln.
Aufgrund der veränderten Form des gebrochenen Wirbelkörpers kann es zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule kommen. Um dieser Verkrümmung entgegenzuwirken und Mobilität zu ermöglichen, hat sich die Hilfsmittelversorgung bewährt. Stabile Brüche der Halswirbelsäule werden mit einer Schanz-Krawatte oder einer Philadelphia-Krawatte ruhig gestellt. Im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule werden Wirbelfrakturen mithilfe von Drei-Punkt-Korsetten behandelt.
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Wie läuft die Operation ab?
Ziel einer operativen Behandlung ist es die Wirbelsäule wieder auszurichten und zu stabilisieren.
uch wenn durch den instabilen Bruch eine Querschnittlähmung oder eine Schädigung an den Nervenbahnen des Rückenmarks bereits eingetroffen ist, operiert man trotzdem den Bruch, da es schwer abzuschätzen ist, inwieweit das Rückenmark wirklich geschädigt ist.
Bei minimal-invasiven Operationsverfahren wird der betroffene Part der Wirbelsäule lokal betäubt. Patienten müssen für den Eingriff eine Weile auf dem Bauch liegen. Unter Kontrolle im CT werden lange hohle Nadeln eingeführt und Knochenzement in den Wirbel gespritzt. Dieser sorgt wieder für die Stabilität des Wirbels. Um den Wirbel aufzurichten, kann ein kleiner Ballon genutzt werden.
Bei einer Wirbelbruch Operation gibt es mehrere Verfahrensweisen.
Werden Nervenbahnen von Wirbelfragmenten gestört, wird häufig eine Laminektomie durchgeführt. Hier entfernt der Chirurg Teile eines Wirbelkörpers. Der Patient wird in Vollnarkose versetzt, die betroffene Stelle der Wirbelsäule wird durch ein Röntgenbild lokalisiert und die Verengung gezielt mit Knochenfräsen oder ähnlichem behandelt, so dass die Verengung behoben werden kann.
Spontane Frakturen werden mit einer Kyphoplastie oder Vertebroplastie behandelt.
Bei einer Kyphoplastie wird der eingebrochene Wirbelkörper mit Hilfe eines eingeführten Ballons wieder aufgerichtet. Damit der Wirbel die Höhe behält, wird zudem Knochenzement in den eingeführten Ballon eingespritzt.
Eine weitere minimalinvasive Operationsmethode der Wirbelsäule ist die Vertebroplastie, auch hier wird Knochenzement in den Wirbelkörper gespritzt. Jedoch wird hier ein kleines Einfüllloch in den Wirbel gebohrt und dort der Knochenzement eingespritzt. Dieser härtet schnell und verringert rasch die Schmerzen.
Traumatische Frakturen durch eine Osteosynthese oder Spondylodese.
Im Rahmen einer Osteosynthese werden in einem offenen oder aber mittlerweile auch minimalinvasivem Verfahren unter Vollnarkose die Knochenfragmente durch Schrauben befestigt. So können diese wieder miteinander verwachsen. Es wird ein Fixateur angebracht, der die Wirbel miteinander verbindet und so dafür sorgt, dass der beschädigte Wirbel weniger belastet wird und in Ruhe heilen kann. Nach circa einem halben Jahr kann der Fixateur wieder entfernt werden.
Bei einer Spondylodese werden Teile der Wirbelsäule versteift.
Patienten und Patientinnen werden in Vollnarkose versetzt und auf den Bauch gedreht. Durch Neuromonitoring kann während der gesamten OP die Funktionalität des Rückenmarks überprüft werden. Danach folgt eine Freilegung der betroffenen Wirbelsegmente. Die Gelenke und Bänder werden entfernt, damit die Wirbelsäule beweglicher ist. Anschließend werden Verankerungen an den zu fixierenden Wirbeln angebracht.
Folgend werden zwei Metallstäbe in die gewünschte Form gebracht. Danach können die Wirbel an den gebogenen Stäben ausgerichtet werden.
Kleine Korrekturen sind auf Grund der modernen Schrauben noch möglich. Anschließend wird das Ergebnis der Operation nochmal mittels Röntgenbildes kontrolliert, sowie die Nervenfunktion überprüft. Vor Wundverschluss wird Knochen angelagert, damit die Wirbel besser und schneller wieder zusammenwachsen können und zusätzlich werden Schmerzkatheter im Wirbelkanal platziert.
Ein Wundverband wird angelegt und nach dem Aufwachen wird nochmal die Beweglichkeit aller Gliedmaßen überprüft.
Heilungsdauer nach Wirbelbruch
Die Heilungsdauer nach einem Wirbelbruch ist davon abhängig, wie schwerwiegend die Verletzung war und ob Nerven komprimiert wurden. In der Regel verheilt ein stabiler Wirbelbruch schneller und komplikationsärmer als ein instabiler Wirbelbruch.
Bei einer konservativen Therapie müssen die Betroffenen mindestens 3 Wochen Bettruhe einhalten. Danach können sie langsam die Mobilität an ihren Allgemeinzustand anpassen. Es hat sich bewährt, nach der Bettruhe direkt eine Anschlussheilbehandlung (Reha) zu beginnen, um dort zielgerichtet Mobilität wiederzuerlangen. Nach wenigen Wochen ist der Knochen dann ausgehärtet und die Fragmente sind nicht mehr verschiebbar.
Nach einer Wirbelsäulenbruch OP dauert es in der Regel kürzer, bis die Patienten wieder mobilisiert werden dürfen. Da jedoch auch hier noch nicht der komplette Bewegungsradius der Wirbelsäule zur Verfügung steht, ist es ebenso sinnvoll, eine Reha-Maßnahme nach der Wirbelbruch OP einzuleiten.
Ein instabiler Wirbelbruch kann noch mehrere Monate verschiebbar sein, wodurch die Gefahr der Rückenmarksläsion steigt. Deshalb ist die Heilungsdauer nach einem instabilen Wirbelbruch weitaus länger.
Prinzipiell sollte nach Wirbelsäulenleiden eine Physiotherapie und/oder weitere Bewegungstherapie gemacht werden. Starke Muskeln können aktiv die Wirbelsäule unterstützen und auch vor weiteren Verletzungen schützen.